Studie deckt auf

Überraschend: Das sind die größten Quellen von Mikroplastik

Woher kommt das ganze Plastik? © Pexels

Nein, es ist nicht die Kosmetik-Industrie, der nun auf die Finger gehauen wird. Es gibt viele unbekannte Quellen, die tagtäglich Plastik-Kleinteile in unserer Umwelt verstreuen. Eine Studie aus Deutschland hat die Zahlen nun konkret aufgelistet.

Pro Woche nehmen wir die Mikroplastik-Menge einer Kreditkarte zu uns. Die landet im Magen, kommt in die Blutbahnen und wird so durch unseren ganzen Körper gepumpt. Ein Teil des Mikroplastiks wird ausgeschieden, aber manches davon setzt sich auch in unseren Organen ab und kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Aber wie geht das? Woher kommt das ganze Plastik und wie landet es bei uns auf dem Teller?

Woher kommt das ganze Plastik? © Pexels

Die primären Quellen des Mikroplastiks

Ein deutsches Institut hat im Auftrag des Umweltbundesamts eine Studie durchgeführt, die genau aufzeigt, welche die größten Quellen von Mikroplastik sind.

Das Ergebnis überrascht. Es sind nämlich nicht die klassischen Branchen, die unter Dauerbeschuss stehen. Produkte aus der Kosmetik, Pflege und Reinigung machen nur einen geringen Teil der Mikroplastik-Verschmutzung aus.

Konkret schätzen die Autoren der Studie, dass unter 100 Tonnen Mikroplastik in Wasch- und Desinfektionsmitteln und Strahlmitteln in Deutschland zum Einsatz kommen. In den Kosmetika finden sich etwa 500 Tonnen Mikroplastik aus Polyethylen.

Die erste Überraschung: die meisten Mikropartikel kommen in Kunststoffwachsen in der technischen Anwendung vor. Mit 100.000 Tonnen ist diese Sparte damit der Spitzenreiter unter den sogenannten Primären Mikropartikeln.

Das kommt einem auf den ersten Blick schon sehr viel vor, allerdings sind das noch kleine Zahlen im Gegensatz zu den Sündenböcken, die sekundäre Mikropartikel produzieren.

500 Tonnen Mikroplastik aus Polyethylen werden pro Jahr in Deutschland in kosmetischen Produkten eingesetzt. © Pexels

Der Sündenbock Nummer eins: der Straßenverkehr

Zum Verständnis: Man muss unterscheiden zwischen Mikroplastik, das bewusst hergestellt wird versus jenem, das durch Abrieb oder Zersetzung in die Umwelt gelangt. Das ist ein großer Unterschied, wie die Autoren der Studien belegen.

Die viel größeren Mengen an Mikroplastik werden nämlich nicht von der Kosmetik- und Reinigungsindustrie produziert, sondern entstehen beim Zerfall von Kunststoffmüll oder durch den Straßenverkehr und beim Waschen.

Durch unsere täglichen Aktivitäten sind wir für die Kreditkarten in unseren Mägen verantwortlich!

Denn das meiste Mikroplastik entsteht hier:

  • Waschen. Unsere Kleidung besteht überwiegend aus Kunststoffen. Diese synthetischen Chemiefasern lösen sich beim Waschen aus den Textilien und gelangen so in unser Grundwasser.
    Geschätzter Wert an Mikropartikeln pro Jahr in Deutschland: 80 bis 400 Tonnen
  • Produktion. Bei der Herstellung und Weiterverarbeitung von Kunststoffen kommt es zu einem immensen Verlust von Granulaten.
    Geschätzter Wert an Mikropartikeln pro Jahr in Deutschland: 21.000 bis 210.000 Tonnen
  • Auto fahren. Durch den Reifenabrieb im Straßenverkehr entsteht das meiste Mikroplastik! Ein Faktor, an den wohl kaum jemand denkt.
    Geschätzter Wert an Mikropartikeln pro Jahr in Deutschland: 60.000 bis 111.000 Tonnen
Der größte Produzent von Mikroplastik: der Straßenverkehr. © Pexels

Die verheerenden Folgen von Mikroplastik

Die vielen kleinen Mikropartikel sind mittlerweile überall auf unserem Planeten verteilt. In den Pflanzen, in den Tieren, in unseren Lebensmitteln und unseren Körpern haben Forscherteams überall Plastik gefunden. Mit gravierenden Folgen.

150.000.000 Tonnen Plastikmüll schwimmt derzeit in unseren Meeren. Das sind in etwa 500.000 Jumbo-Jets. 80 Prozent werden über das Land in die Ozeane gespült. Das heißt, auch jeglicher Kunststoff, von der Plastikfalsche bis zum Tschick-Packerl, den wir in Österreich nicht richtig entsorgen, landet in den Gewässern und somit auch früher oder später in den Mägen der Tiere und uns Menschen.

Größere Plastik-Partikel können zu Verletzungen des Verdauungstraktes führen, diese behindern oder die Nahrungsaufnahme ganz blockieren. Kleinere Bestandteile haben eine toxische sowie hormonelle Auswirkung auf unser System.

Alles, war wir wegschmeißen, landet früher und später in unseren Mägen. © Pexels

Das kannst du gegen Mikroplastik unternehmen

Die Studie über die Quellen für Mikroplastik zeigt, dass wir der Verschmutzung nicht machtlos gegenüberstehen. Ganz im Gegenteil, der meiste Kunststoff-Müll entsteht im Alltag. Also mache kleine Schritte:

  • Verwende beim Waschen einen Mikroplastik-Fänger. Der ist bei modernen Waschmaschinen teilweise schon eingebaut, bei älteren Modellen greift man zu Kleidersäcken mit Filter-System.

  • Fahre weniger mit dem Auto und setze auf qualitativ hochwertige Reifen.

  • Entsorge Plastik-Müll stets in der gelben Tonne und schließe dich bei Müll-Sammel-Aktionen an.

  • Achte beim Kauf von Kosmetika, Reinigungsmitteln und Co. auf den Zusatz „frei von Mikroplastik“. Bei hochwertiger Naturkosmetik darf Kunststoff gar nicht erst verwendet werden.

  • Kläre dein Umfeld darüber auf, warum Mikroplastik problematisch ist und was man dagegen tun kann.

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