In freudiger Erwartung auf das erste Kind malt sich eine Mutter die ersten Meilensteine aus, die sie mit dem Kind erleben wird, macht sich Gedanken, ob sie die richtigen Windeln gekauft hat, ob das Kind stillend oder mit der Flasche gefüttert wird und ob es im Elternbett schlafen darf. Und plötzlich sind diese Überlegungen alle nur noch nebensächlich, denn es kommt eine Aufgabe auf die Mutter zu, die sie sich nie hätte vorstellen können.
So beginnt die außergewöhnliche Geschichte von Astrid Eldflug, einer Wienerin, deren Leben sich von einem Moment auf den anderen radikal verändert, als ihr Sohn Theodor mit einem seltenen Gendefekt geboren wird. Ihm fehlt ein wichtiges Stück vom Chromosom 5, das für die Entwicklung essenziell ist. In "Fußspuren: Die Geschichte von Theodor und der Löwenmutter" gewährt Astrid Eldflug tiefe Einblicke in ihre persönliche Reise als Mutter eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen.
Eine ganz persönliche Geschichte
„Mein Blick wanderte nach unten. Schweren Herzens sah ich meinem Sohn in die Augen. Es war das erste Mal seit Tagen, dass ich ihn direkt anschaute. Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten, und ich schluckte schwer. Ich fühlte Mitleid in mir aufsteigen. Nun hatte ich zwar die Gewissheit, dass mein Kind behindert war. Aber war er nicht immer noch dasselbe Baby, das ich bis zur Diagnose so sehr geliebt hatte? Was hatte sich seitdem verändert? Plötzlich wusste ich, dass meine Mutter Recht hatte. Sein Gesicht war wunderschön. Es war egal, was auf diesen Zetteln stand – vor mir im Kinderwagen lag mein Baby, auf das ich mich so sehr gefreut hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben bekam ich ein Gefühl dafür, wie sich bedingungslose Liebe anfühlt.“
Das Buch ist mehr als nur eine Biografie. Es ist ein Plädoyer für bedingungslose Liebe, Kampfgeist und die Kraft der Familie. Astrid Eldflug erzählt von den Höhen und Tiefen, den kleinen Siegen und großen Herausforderungen, die sie und Theodor gemeinsam durchleben. Dabei scheut sie sich nicht, auch die schwierigen Seiten des Lebens mit einem behinderten Kind aufzuzeigen: den Kampf um Finanzierung, die Unsicherheit in der Gesundheitsversorgung und die Hürden der Barrierefreiheit.
Doch trotz aller Widrigkeiten strahlt "Fußspuren" eine unerschütterliche Hoffnung aus. Es ist eine Geschichte des Wachstums, der Akzeptanz und der Liebe. Astrid Eldflug zeigt, dass es möglich ist, trotz aller Hindernisse ein erfülltes Leben zu führen und dass Kinder mit besonderen Bedürfnissen einen Platz in unserer Gesellschaft verdienen.
"Bis wir vielleicht eines Tages erkennen, dass das, was wir im ersten Moment für eine Katastrophe gehalten haben, für das Schlimmste, das passieren kann, in Wirklichkeit eine riesengroße Chance ist. Dass das Überraschende zu einem Wunder wird.", ist eine weitere Passage im Buch, das zeigt, wie sich Astrid Eldflug dieser besonderen Aufgabe angenommen hat.
Wäre das vollständige MEF2C Gen auf beiden Chromosomen vorhanden, könnte Theodor heute wie andere Kinder in seinem Alter agieren. Doch nach der ersten Diagnose als Baby haben die Ärzte ihm prophezeit, niemals essen, gehen oder seine Hände benutzen zu können.
Doch durch die unermüdliche Hingabe von Astrid Eldflug und ihre Suche nach alternativen Therapien hat sich Theodors Lebensqualität deutlich verbessert. Mit neun Jahren kann er nun mit Unterstützung gehen, stehen und sitzen. Ein weiterer wichtiger Fortschritt ist, dass Theodor nun seine Hände zum Spielen benutzen kann. Diese Behandlungen waren nicht nur eine körperliche Therapie, sondern auch eine Möglichkeit für Astrid und Theodor, eine tiefe Verbindung aufzubauen und gemeinsam Hindernisse zu überwinden.
Dennoch waren diese Fortschritte nicht ohne finanzielle Belastungen möglich. Viele der Therapien, die Theodor geholfen haben, waren teuer und wurden nicht von der Krankenkasse finanziert. Astrid Eldflug musste auf Spenden und die Großzügigkeit anderer angewiesen sein, um die notwendigen Behandlungen für ihren Sohn zu ermöglichen.
Die Geschichte von Theodor und der Löwenmutter zeigt, dass selbst in den schwierigsten Zeiten Hoffnung besteht und dass gemeinschaftliche Unterstützung transformative Veränderungen bewirken kann.