Espresso und Filterkaffee: Das ist der Unterschied
Ohne Kaffee geht am Morgen nix. Die einen brauchen nach dem Aufstehen einen Espresso, um in die Gänge zu kommen. Andere zelebrieren den Start in den Tag mit einer Tasse Filterkaffee. Doch worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen den Kaffeesorten? Wir haben mit Kaffee-Experten Max Lehrer gesprochen. Der Barista kennt den Unterschied nur zu gut.
Zum Frühstück einen Capuccino, nach dem Lunch ein Espresso und im Büro eine Tasse Filterkaffee gegen das Nachmittagstief.
Österreicher sind wahre Kaffee-Junkies. Beachtliche 86 Prozent aller Erwachsenen trinken täglich zwei bis drei Tassen des braunen Muntermachers.
Doch warum schmeckt Espresso eigentlich so anders als Filterkaffee? Und: Enthält eine Tasse Espresso wirklich mehr Koffein als Filterkaffee und macht uns wacher?
Kaffee ist nicht gleich Kaffee, das ist klar. Espresso und Filterkaffee unterscheiden sich nicht nur im Geschmack und in ihrer Form. "Der Unterschied fängt bereits bei der Bohne an", sagt Max Lehrer, Inhaber der Kleinrösterei "Black Dogs Coffee" im 6. Wiener Gemeindebezirk. Ohne Espressobohnen bekommt man keinen guten Espresso hin. "Mit der Bohne fängt alles an", so Lehrer.
Der Begriff „Espressobohne“ ist allerdings etwas missverständlich, denn es gibt keine Kaffeepflanze, die reine Espressobohnen hervorbringt. Röstexperte Max Lehrer verwendet gerne Mischungen. Dabei setzt er auf sogenannte "Blends" aus Arabica und Robusta. "Für Filterkaffe eignet sich besonders gut Arabica-Kaffee", meint der Experte.
Der Unterschied zwischen Filterkaffee und Espresso beginnt bereits bei der Bohne. Max Lehrer
Grundsätzlich sind beide Bohnen gleich. Die Unterschiede beginnen beim Röstvorgang. Vor allem im südlichen Italien werden die Espressobohnen gerne etwas dunkler geröstet, merkt Lehrer an.
Mit zunehmendem Röstgrad nimmt der Säuregehalt des Kaffees ab und die fruchtigen Aroma-Nuancen treten in den Vordergrund. Dazu kommt die Art der Zubereitung.
Die Zubereitung
Espresso
Die Zubereitung eines Espressos erfolgt meist mit einer Espressomaschine. Dabei wird mit einem Brühdruck zwischen 8 und 12 bar heißes Wasser unter sehr hohem Druck durch fein gemahlenes Kaffeepulver gedrückt.
Der Brühvorgang dauert kürzer als beim Filterkaffee und hat eine Durchlaufzeit von nur rund 30 Sekunden. Die Temperatur des verwendeten Wassers sollte beim Espresso über 90 Grad Celcius liegen.
Für einen einfachen Espresso werden in der Regel 7 bis 9 Gramm, für einen doppelten Espresso 12 bis 20 Gramm Kaffeepulver verwendet. Man erhält dann rund 20 bis 50 ml Espresso.
Filterkaffee
Ein wichtiger Unterschied bei der Zubereitung von Filterkaffee und Espresso ist auch der Mahlgrad. Für Filterkaffee werden die Bohnen gröber gemahlen als für Espresso.
Anschließend wird das Kaffeepulver in einen Papierfilter gegeben und nach und nach mit heißem Wasser aufgebrüht – das sogenannte “Pour Over” Verfahren.
Beim Filterkaffee dauert der Brühvorgang aufgrund der manuellen Zubereitung länger als beim Espresso. Die optimale Zubereitungstemperatur für Filterkaffee liegt zwischen 88 und 96 Grad Celcius.
Optik und Geschmack
Espresso
Während der heiße Espresso in die Tasse läuft, entsteht an der Oberfläche eine cremige Schicht - die Crema. Je dunkler die Crema, desto stärker ist der Espresso.
Ein einfacher Espresso wird meist in einer 50 ml fassenden Tasse ein doppelter Espresso in einer 150 ml fassenden Capuccinotasse serviert. Ein Espresso ist aufgrund der geringen Wassermenge sehr konzentriert und intensiv im Geschmack.
Filterkaffee
Ein Filterkaffee ist im Vergleich zum Espresso deutlich transparenter. Es sind nur 2 Prozent Kaffee in Wasser gelöst. Das macht ihn weniger zäh als Espresso. Filterkaffee wird aus Bechern, Tassen und Gläsern getrunken.
Aufgrund des hohen Drucks und der kurzen Extraktionszeit ist die Zubereitung von Espresso viel anspruchsvoller als von Filterkaffee. Neben einer guten Espressomaschine braucht man auch ein gewisses Maß an technischem Geschick, um selbst erfolgreich Espresso zu Hause zuzubereiten.
Es ist keine Raketenwissenschaft, aber selbst mit einer guten Ausrüstung muss man den Mahlgrad fein abstimmen und ihn an die Brühmethode anpassen, um die optimalen Extraktionsfenster zu erreichen.
Welcher Kaffee macht uns wacher?
Viele geben sich nach einer durchzechten Nacht die volle Koffein-Dröhnung - einen Espresso. Nur: stimmt das überhaupt?
Enthält ein kleines Tässchen Espresso wirklich mehr Koffein als eine Tasse Kaffee?
"Nein, das ist ein Mythos der sich hartnäckig hält", erkärt Lehrer. Wer also vor Müdigkeit kaum noch die Augen offen halten kann, ist mit einem Espresso schlecht beraten. Den Koffein-Kick gibt’s mit der großen Tasse Filterkaffee.
Warum wir denken, dass Espresso stärker als normaler Kaffee ist, liegt also daran, dass viel weniger Wasser verwendet wird und der Geschmack dadurch intensiver ist.
Espresso selber machen - so geht´s
Klein, stark, schwarz mit vollem Körber und einer würzigen Note: Du liebst deinen kleinen, intensiven Wachmacher aus Italien und willst ihn selber zubereiten? Wir haben Profi Max Lehrer gefragt, der sich ganz genau mit Kaffeezubereitung auskennt.
Er röstet in seinem "Black Dogs Coffee" im 6. Wiener Gemeindebezirk unterschiedliche Kaffeebohnen und bietet zudem Kaffee- und Barista-Workshops an. Er gibt dir hilfreiche und wertvolle Tipps für deinen perfekten Espresso:
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Gute Espressobohnen sind die Grundlage für einen perfekten Espresso. Bei Espressobohnen werden gerne Mischungen verwendet, sogenannte "Blends".
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Für die Zubereitung sollte man hochwertige Bohnen bevorzugen. In Fachgeschäften gibt es eine große Auswahl und Beratung.
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Den Kaffee am besten immer selbst mahlen: Dafür lohnt es sich, in eine gute Mühle zu investieren. Ein gutes Gerät mahlt die Bohnen möglichst in gleich große Partikel.
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Für einen guten Espresso sollten auch Anfänger in ein teurere Espressomaschine investieren, denn sie sind leichter in der Handhabung. Eine gute Maschine bekommt man schon knapp unter 1.000 Euro.