Musikalische Einblicke

Die einflussreichsten Bands und Einzelmusiker der Welt - und weshalb sie solche Ikonen wurden

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Wer waren die einflussreichsten Musiker und Bands in der Geschichte der Popmusik? Woran liegt es, dass manche Songs noch nach 50 oder mehr Jahren nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben? Nicht wenige, zum Teil schon längst und viel zu jung verstorbene Künstler setzen noch heute Maßstäbe für Kollegen, Publikum und Kritiker der Musikszene. Wie können die Kriterien für eine solche Rangliste aussehen? Im Folgenden sehen wir uns fünf Ausnahmekünstler(-gruppen) näher an, die nach wie vor ganz weit oben in der Publikumsgunst und in der Wirkungsgeschichte zu finden sind.

Elvis Presley

"Ohne Elvis gäbe es keine Beatles", erklärte John Lennon 1980 in einem Interview ganz sachlich.

Es waren vor allem drei Dinge, die den kometenhaften Erfolg und den bis heute währenden Einfluss des "King of Rock 'n' Roll" in der Musik- und Kulturgeschichte ausmachen: Sein Musikstil, zutiefst geprägt von schwarzen Künstlern, besonders Gospelchören und Bluessängern, zeichnete ihn als Pionier des Rockabilly aus, der "weiße" Hillbilly-Musik und "schwarzen" Rhythm 'n' Blues verband. Mit einer unverwechselbaren Stimme, die fast drei Oktaven umfasste, interpretierte er mehrere Richtungen wie Rock, Pop, Country, Gospel und Blues gleichermaßen virtuos. Last but not least waren da noch seine bis heute legendären Hüftschwünge bei Live-Auftritten, die beim Establishment als übersexualisiert und obszön verpönt waren.

Elvis' Musik und seine überwältigende Präsenz trugen entscheidend dazu bei, eine gegenkulturelle Revolution in Gang zu setzen, die begann, Rassenschranken zu überwinden und die Menschen für Einflüsse außerhalb der bürgerlichen Ideale zu sensibilisieren. Presleys Status führte zu einer Verehrung durch vor allem weibliche Fans, die erst mehrere Jahre später von der Beatlemania übertroffen werden sollte.

Noch heute, 45 Jahre nach seinem frühen Tod (er wurde nur 42 Jahre alt), entdecken neue Generationen seine Musik und lassen das Vermächtnis des "King" weiterleben - zum Beispiel den Jahrhunderthit "Can't Help Falling In Love", der allein auf Spotify rund 100.000.000-mal gestreamt wurde.

Jimi Hendrix

"Da steht dieser Typ auf der Bühne und beißt in seine Gitarre. Zum Teufel, was macht der da, denke ich. Und ich sehe mich nach dem zweiten Gitarristen um - weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass er die Töne allein produzierte. Wo ist also der andere Gitarrist? Es gibt keinen!", kommentierte Folk-Legende Richie Havens den Auftritt von Jimi Hendrix beim Woodstock-Festival 1969.

Dabei konnte der Mann, der laut dem Rolling-Stone-Magazin noch heute als bester Gitarrist der Welt gilt, weder Noten lesen noch schreiben. Umso bemerkenswerter, dass sich Jimi Hendrix' Aufstieg in der Musikszene rasant innerhalb weniger Jahre vollzog, zwischen 1965 und 1969.

Natürlich hatte es vorher schon großartige Leadgitarristen gegeben. Niemand aber behandelte das Instrument in solchem Maße als Persönlichkeit mit Eigenleben wie der geniale Musiker aus Seattle. Jimi Hendrix' innovativer Stil, bei dem er virtuoses Spiel mit elektronischen Elementen wie Rückkopplung und kontrollierter Verzerrung kombinierte, schuf eine neue Musikform. Seit mehr als 50 Jahren beeinflusst der Jimi-Hendrix-Sound Bands und Sologitarristen, von den Beatles über Prince und Van Halen bis hin zu Eric Clapton, The Cure oder die Red Hot Chili Peppers (um nur einige wenige zu nennen). Dutzende Bands coverten Songs von Hendrix. "Hey Joe", die erste Single, die er mit seiner Band, der Jimi Hendrix Experience, veröffentlichte, wurde von unzähligen berühmten Künstlern gecovert, unter anderem von Deep Purple, Lenny Kravitz, Patti Smith oder ZZ Top.

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The Beatles

Wenn Elvis den Rock'n'Roll aus Country-Musik und R&B erschaffen hat, dann kommt Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr und George Harrison der Verdienst zu, den neuen Musikstil auf eine andere Ebene gehoben und die moderne Band erfunden zu haben. Die Karriere der Beatles währte gerade mal ein Jahrzehnt, von 1960 bis 1970. Und doch sind sie bis heute immer noch die mit Abstand meistverkauften Künstler aller Zeiten. Jedes einzelne Album der Liverpooler Band schaffte es in die Topränge.

In ihren Anfängen führten sie die Popmusik wieder mit der unglaublichen Kraft des frühen Rock 'n Roll zusammen, mit unverkennbaren Anklängen an Elvis Presley, Chuck Berry, Buddy Holly und Little Richard. Später wurde die Musik persönlicher und dunkler, wie etwa die von John Lennon und Paul McCartney geschriebenen Songs des Albums "A Hard Day's Night". Songs wie "Strawberry Fields Forever" oder "A Day in the Life" schließlich markieren das Eintauchen in die Avantgarde - und wurden von den Fans genau so begeistert aufgenommen wie die älteren Lieder.

Die Beatles gewannen unzählige Preise, spielten in Filmen mit und produzierten sie, und sie halten sogar Rekorde wie den des meistgecoverten Songs aller Zeiten: Von "Yesterday", so das Guinness Buch der Rekorde, gibt es rund 2.200 Versionen. Als einzige Band überhaupt haben sie einen eigenen UNESCO-Welttag - ihnen ist der 16. Januar gewidmet, der Tag, an dem die "Pilzköpfe" im Jahr 1957 zum ersten Mal auf einer Bühne spielten.

Dabei ist nicht nur die Musik, sondern auch das Leben der Bandmitglieder fast schon legendär. Bis heute gibt es über Persönlichkeiten wie zum Beispiel John Lennon einige interessante Fakten zu entdecken, die nur eingefleischte Fans kennen. Dazu gehört unter anderem der Umstand, dass John der Sohn eines Matrosen war, der zu Lebzeiten zu Alkoholexzessen neigte. Außerdem war Lennon ein echter Multiinstrumentalist: Er spielte unter anderem Mundharmonika, Klavier und Saxofon.

Kraftwerk

Es gehört zu den großen Klischees der Geschichte der Popmusik, den Einfluss von Kraftwerk mit dem der Beatles zu vergleichen. Eindeutig lässt sich diese Frage wohl niemals klären. Was aber als gesichert gelten darf, ist die atemberaubende Bandbreite von Genres und Phasen in denen der "Robot Pop" der deutschen Band Maßstäbe setzte. Sie reicht von Glam, Progressivem Rock, Krautrock und Disco bis hin zu Post-Punk, Synthiepop, Industrial, Hip-Hop, Techno, Acid House und Trance. Die Künstler, die in ihrer Schuld stehen, sind ebenso bizarr und vielfältig: von Human League bis Spacemen 3, von New Order bis Stereolab, von Prince bis Daft Punk, von Afrika Bambaataa bis Big Black.

Kraftwerk entstand aus derselben experimentellen deutschen Musikszene der späten 1960er Jahre, die auch Can und Tangerine Dream hervorbrachte. Die Gründungsmitglieder Florian Schneider und Ralf Hütter, beide Studenten an der Düsseldorfer Musikhochschule, beschäftigte die Frage: "'Wie klingt Deutschland heute? Da haben wir angesetzt".

Die Band mit programmatischen Namen sah sich als "Klangchemiker", die sich mit den Möglichkeiten der neuen Technologien auseinandersetzten. Nach freien Improvisationen und akustischen Experimenten fand Kraftwerk mit der 22-minütigen, Synthesizer-Sinfonie "Autobahn" 1974 seinen endgültigen Stil. Über Jahre hinweg polarisierte die kühle Roboter-Ästhetik ihrer Musik und ihrer Inszenierungen in der Kritikerszene. Zumindest bis 1982, als sie mit The Model, einer giftigen Abrechnung mit der Modeindustrie, einen Riesen-Hit landeten - und ihr Sound zum Mainstream wurde.

 

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Led Zeppelin

Kurz bevor die Beatles sich mit einem letzten Ohrwurm ("Let It Be") als Band verabschiedeten, eroberte eine andere britische Rockband die Bühne, die auf ein völlig anderes Image setzte als die kommunikativ und offenherzig auftretenden Pilzköpfe aus Liverpool: Led Zeppelin hielten sich von der Presse fern, umgaben sich mit dunkler Symbolik und waren nicht daran interessiert, den Single-Markt zu bedienen. Dennoch brachten sie es 1971 fertig, mit "Stairway to Heaven" einen der einflussreichsten und populärsten Songs der Rockgeschichte zu veröffentlichen.

Led Zeppelin spielten Musik in den Genres Blues-Rock und Folk-Rock, gelten aber auch als Begründer des Heavy Metal. Die Besucherzahlen ihrer Konzerte brachen regelmäßig Rekorde. Die Alben der Band gehören zu den meistverkauften aller Zeiten. Jedes ihrer insgesamt neun Alben stürmte die Top Ten, und sechs erreichten die Nummer eins der Charts. "Stairway" und einige andere Songs der Band haben eine für das Rock-Genre epische Länge, die sich nicht selten während der Konzertimprovisationen auf die dreifache Länge der Studioversionen ausdehnte.

Der typische, von akustischen Kontrasten und elektronisch erzeugten Abschnitten geprägte Sound wurde von Bands wie Black Sabbath und Nirvana imitiert. Led Zeppelin inspirierten auch Hardrock Bands, gefällige akustische Elemente in ihre Musik einzubauen, und gehörten zu den ersten, die mit nordafrikanischer Musik experimentierten. Die Karriere von Led Zeppelin begann 1968 und endete 1980 mit dem Tod des Schlagzeugers John Bonham. Obwohl die Veröffentlichung des letzten Albums 40 Jahre zurückliegt, wächst ihre Fangemeinde immer noch.

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