KI revolutioniert die Modewelt!
Im exklusiven Interview mit STYLE UP YOUR LIFE! spricht Modelagenturinhaberin Doreen Leifheit über die Zukunft der Modebranche, in der KI und menschliche Kreativität zusammenarbeiten.
Als Visionärin hat Doreen Leifheit, Inhaberin der renommierten Agentur Most Wanted Models®, frühzeitig das Potenzial der künstlichen Intelligenz erkannt und so ihre Agentur durch innovative Strategien neu positioniert. Im exklusiven Interview mit STYLE UP YOUR LIFE! gibt sie uns nun Einblicke in diese faszinierende Entwicklung.
STYLE UP YOUR LIFE!: Frau Leifheit, traditionelle Modelagenturen stehen heute vor enormen Herausforderungen. Wie hat sich die Branche in den letzten Jahren durch KI verändert?
Doreen Leifheit: Die Modelbranche erlebt gerade einen der größten Umbrüche ihrer Geschichte. Was früher undenkbar schien – Kampagnen ohne echte Models zu produzieren – ist heute Realität. Kunden aus der Modebranche stehen unter enormem Kostendruck und suchen ständig nach Wegen, ihre Marketingbudgets effizienter einzusetzen. KI-generierte Models und virtuelle Shootings bieten genau das: keine Reisekosten, keine Hotelrechnungen, keine unerwarteten Verzögerungen.
Laut einer Studie von McKinsey könnte die Modebranche durch KI-Implementierung bis zu 30% ihrer Marketingkosten einsparen. Diese Entwicklung kam nicht über Nacht, aber die Pandemie hat sie massiv beschleunigt. Plötzlich waren physische Shootings nicht mehr möglich, und Marken mussten Alternativen finden.
Wie haben Sie persönlich diese Entwicklung zunächst wahrgenommen? Als Bedrohung oder als Chance?
Offen gestanden, zunächst als Bedrohung. Als die ersten KI-Models wie Lil Miquela über 3 Millionen Follower auf Instagram erreichten und Kampagnen für Luxusmarken wie Prada übernahmen, ging ein Schock durch die Branche. Es gab schlaflose Nächte, in denen ich mich fragte, ob wir bald überflüssig sein würden.
Der Wendepunkt kam, als ich begann, KI nicht als Ersatz, sondern als Werkzeug zu betrachten. Die Frage war nicht mehr "Wird KI uns ersetzen?", sondern "Wie kann KI uns neue Möglichkeiten mit unseren bestehenden Ressourcen eröffnen?". Immerhin bedienen wir seit fast 30 Jahren einen festen Kundenstamm zuverlässig. Das hat einen Wert. Das gilt es zu erhalten. Und diese Perspektivverschiebung war entscheidend.
Sie haben die Division „THE BRIDGE" in Ihrer Agentur eingeführt. Was verbirgt sich dahinter?
The Bridge ist unsere Division, in der wir eben genau das tun, wir erschaffen eine Brücke zwischen den bestehenden Wegen der Contenterstellung der klassischen Werkzeuge in der Werbung hin zur KI-basierten Erstellung mit dem gleichen oder gar verbesserten Ergebnis. Und so entsteht gleichzeitig auch eine Brücke zwischen Kunden und den Technikern, wo wir früher der Vermittler von Models waren. Diese Techniker sind sogenannte KI-Prompt-Experten, vereinfacht gesagt, ein Experte für die Kommunikation mit KI-Bildgeneratoren. Der Begriff "Prompt" bezeichnet die textliche Anweisung, die man einer KI gibt, um ein bestimmtes Bild zu erzeugen. Diese Anweisungen sind hochkomplex und erfordern tiefes Verständnis sowohl der KI-Mechanismen als auch der visuellen Ästhetik und den vielfältig individuellen Ansprüchen der Modebranche.
Wie sieht der typische Hintergrund eines KI-Prompt-Experte aus? Welche Fähigkeiten bringen sie mit?
Interessanterweise kommen viele unserer KI-Prompt-Experten aus der traditionellen Kreativbranche. Fotografen, Artdirektoren oder sogar Models, die ein tiefes Verständnis für visuelle Ästhetik mitbringen. Dieses Fundament wird ergänzt durch technisches Verständnis und die Bereitschaft, ständig mit neuen Tools zu experimentieren.
Was bedeutet es für den Kunden konkret, wenn er auf KI Experten bei Euch zugreift.
Konkret bedeutet dass, dass er nicht nur schneller, sondern auch ggfls unkomplizierter, doch vor allem viel günstiger seine Werbung anfertigen kann. Traditionell kosten hochwertige Shootings zwischen 10-15.000E, je nach Reisekosten, Studiokosten Model, Fotograf, Styling-Team, usw. Die KI-Experten setzen das für einen Bruchteil dieses Betrags in Windeseile um. Der Bikiniproduzent muss jetzt nicht mehr nach Barbdos fliegen, er sitzt einfach am Computer mit dem Experten und erhält wunderschöne Kampagnenbilder. Das Ergebnis: Eine Kostenersparnis von etwa 90%.
Kanibalisieren Sie sich damit nicht selbst? Sie leben doch von den Buchungen der Models?
Jein, denn der Bedarf nach Ki Content steigt imens. Die Kunden werden immer hungriger nach Content, und genau da greifen die vielen Stunden der KI Experten und fangen den Rückgang der Shootings auf. Jetzt kann wirklich jede kleine Marke, noch so kleines Start Up mit wenig Geld visuell hochwertig sichtbar werden. Glauben Sie mir- da finden die Kunden gefallen daran und sind nicht zu bremsen. Davon profitieren wir und fangen damit den Rückgang der Buchungen wieder auf.
Wie reagieren traditionelle Models auf diese Entwicklung? Gibt es Ängste oder auch Anpassungsstrategien?
Die Reaktionen sind gemischt. Verständlicherweise gibt es Ängste, Doch einige unter ihnen erkennen, dass KI sie nicht vollständig ersetzen kann – sie verändert lediglich die Art, wie sie arbeiten.
Denn auch für die Models erschließen sich unendlich schöne neue Möglichkeiten hier. Sie lassen sich ein Human DNA Avatar von uns erstellen, sodass dieser von den Kunden gebucht werden kann, anstelle dem real model. Das ist auch ein Zugewinn, den grundsätzlich kann nun jedes Model mit einem DNA Avatar an einem Tag für unterschiedliche Kampagnen gebucht werden, ohne selbst reisen zu müssen. Sie/Er kann am Strand liegen und urlauben, während ihr Avatar für sie arbeitet. Na wenn das keine tollen Perspektiven sind …. Und was viele nicht wissen - der digitale Zwilling des Models liegt bei der Agentur - die Daten werden nicht, wie häufig geglaubt herumgeschickt! Es muss also niemand Angst haben, dass unkontrolliert Bilder entstehen.
Wie hat sich die Preisstruktur in der Branche durch KI verändert? Verdienen KI-Prompt-Experte vergleichbar mit traditionellen Models?
Die Preisstrukturen haben sich tatsächlich dramatisch verändert. Spitzenmodels konnten früher für einen Kampagnentag fünfstellige Summen verlangen. KI-Prompt-Experte werden dagegen meist nach Projekt oder Stundensatz bezahlt.
Ein erfahrener KI-Prompt-Experte kann heute zwischen 150 und 250 Euro pro Stunde verdienen, abhängig von Expertise und Spezialisierung. Bei komplexen Projekten, die mehrere Tage in Anspruch nehmen, kommen so durchaus Summen zusammen, die mit der Gage eines etablierten Models vergleichbar sind.
Gibt es ethische Bedenken bei der Nutzung von KI in der Modebranche, die Sie beschäftigen?
Absolut, und wir nehmen diese sehr ernst. Mehrere Themenkomplexe beschäftigen uns besonders:
Das Thema Urheberrecht. KI-Systeme werden mit Millionen von Bildern trainiert, oft ohne explizite Zustimmung der Urheber. Wir achten darauf, nur mit Anbietern zu arbeiten, die sich um rechtskonforme Trainingsdaten bemühen, wie etwa Runway ML.
Schließlich die soziale Verantwortung: Was passiert mit den Menschen, deren Jobs sich verändern?
Entscheidend wird sein, dass wir diesen Wandel so gestalten, dass er Menschen einbezieht, statt sie zu verdrängen. Das gelingt durch Weiterbildung, offenen Wissensaustausch und eine Kultur, die sowohl technologische Innovation als auch menschliche Werte schätzt.
Wie sieht Ihre Vision für die Zukunft der Modelbranche in den nächsten 3-5 Jahren aus?
Ich sehe eine Zukunft, in der menschliche Kreativität und künstliche Intelligenz nicht mehr als Gegensätze, sondern als synergetische Partner betrachtet werden. Konkret erwarte ich folgende Entwicklungen:
1. **Hybride Agenturen** werden Standard: Traditionelle Modelagenturen werden zu umfassenden Kreativagenturen, die sowohl reale Models als auch KI-Expertise anbieten.
2. **Neue Berufsspezialisierungen** entstehen: KI-Model-Entwickler, die digitale Avatare erschaffen; KI-Stylisten, die sich auf digitale Mode spezialisieren; Motion-Experten, die KI-Modelle in Bewegung bringen.
3. **Persönliche KI-Doubles**: Top-Models lizenzieren ihre digitalen Ebenbilder und verdienen an deren Einsatz, während sie selbst nur für Premium-Kampagnen persönlich erscheinen.
4. **Metaverse-Erweiterung**: Mode existiert zunehmend in virtuellen Welten. Laut Morgan Stanley könnte der digitale Mode-Markt bis 2030 auf 50 Milliarden Dollar anwachsen.
5. **Demokratisierung**: Kleinere Marken erhalten Zugang zu hochwertigen Kampagnen, die früher unbezahlbar waren. Es wird immer mehr Content benötigt und so wird das kostengünstig möglich
Was würden Sie jungen Menschen raten, die heute eine Karriere in der Modelbranche anstreben?
Mein wichtigster Rat wäre: Versteht, dass "Model sein" heute mehr bedeutet als je zuvor. Entwickelt ein Skillset, das über das reine Aussehen hinausgeht. Lernt, eine Community aufzubauen, eure eigene Marke zu definieren und verschiedene Medienformate zu beherrschen.
Seid technologisch aufgeschlossen. Experimentiert mit Apps wie Lensa AI, um zu verstehen, wie KI funktioniert. Vielleicht entdeckt ihr dabei eine Leidenschaft, die euch zu einem KI-Experten macht.
Vernetzt euch intensiv – nicht nur online, sondern auch persönlich. In einer zunehmend digitalen Welt werden echte menschliche Verbindungen immer wertvoller.
Und schließlich: Betrachtet Veränderung als Chance. Die größten Karrieremöglichkeiten entstehen oft genau an der Schnittstelle zwischen etablierten Strukturen und neuen Technologien. Genau dort befinden wir uns jetzt in der Modelbranche.
Zum Abschluss: Welche Botschaft möchten Sie Modelagenturen mitgeben, die noch zögern, KI in ihr Geschäftsmodell zu integrieren?
Meine Botschaft ist klar: Die Zeit des Zögerns ist vorbei. KI ist keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern eine fundamentale Transformation unserer Branche. Wer jetzt nicht handelt, wird in wenigen Jahren möglicherweise nicht mehr relevant sein.
Aber – und das ist entscheidend – es geht nicht darum, blindlings jeder technologischen Neuerung hinterherzulaufen. Es geht darum, strategisch zu überlegen: Wie kann KI unser bestehendes Geschäft ergänzen und erweitern? Welche menschlichen Qualitäten bleiben unverzichtbar? Wie können wir unsere Teams auf diese neue Realität vorbereiten?