Promi-Talk

Maximilian Riedl: Der feine Genuss

Maximilian Riedel leitet in 11. Generation das Familienunternehmen. © Riedel Glas

Maximilian Riedel, Geschäftsführer des gleichnamigen Glas-Herstellers, erklärt, warum es für jeden Wein das perfekte Glas gibt - und wie man es entwickelt.

Adi Weiss, Herausgeber und Chefredakteur von OBEGG, traf Maximilian Riedel im Stammhaus des Unternehmens, in der Glashütte Kufstein.

Der Geschäftsführer des gleichnamigen Glas-Herstellers erzählt über sein erfolgreiches internationales Unternehmen, was ihm wichtig ist, und was Sir Elton John mit einer Glaskaraffe zu tun hat.

OBEGG-Herausgeber Adi Weiss und Riedel-Chef Maximilian im Showroom der Glashütte Kuftstein. © Riedel Glas

Maximilian, du leitest in 11. Generation Riedel Glas, war das eigentlich immer dein Traum, im Familienunternehmen zu arbeiten?

Es war ein Wunsch, der dann zum Traum geworden ist. Es war von Anfang an klar, dass es ein Familienunternehmen ist und in Zukunft auch sein wird.

Mein Großvater, und meine Eltern haben mich auch so erzogen. Das große Ziel muss sein, nicht der letzte zu sein in der Reihe, sondern das Unternehmen irgendwann an die 12te Generation, an meine Kinder weiter zu geben. 

Was wäre, wenn deine Kinder sagen, das möchte ich nicht?

Dann hab ich versagt, das darf nicht passieren. Aber es ist ja auch so, dass meine Schwester drei Söhne hat. Das heißt, es gibt hier genug Anwärter für diese Rolle.

Was würdest du sagen ist das Besondere an einem Riedel Glas?

Die Funktionalität. Die Herkunft, die Tradition. Und wenn man bei uns im Unternehmen die Mitarbeiter sieht, wie sie begeistert am Produkt arbeiten, und nicht nur an der Produktion, auch im Vertrieb, in der Kommunikation, dann ist das so, weil wir mit den Sinnen der Menschen spielen.

Und das Schöne ist, es trägt zum Genuss bei, denn ein leeres Riedel Glas ist ein Staubfänger. Das heißt, es braucht einen guten Wein, um das Glas zu füllen und auch um die Funktionalität herauszulocken.

Für Maximilian Riedel schmeckt mit einem guten Glas, Wein noch besser. © Riedel Glas

Würdest du sagen, ihr habt für jeden Wein das perfekte Glas?

Wir konzentrieren uns auf die DNA in der Traube, das heißt, wir produzieren traubenspezifische Gläser. Und das Schöne ist, über die Jahrzehnte hat es mehr und mehr Kollektionen gegeben.

Der Großvater hat im Jahr 1973 die Serie Sommelier entwickelt, ich würde sagen, das ist der Ursprung. Jene Serie, aus der viele, viele Riedel Gläser entstanden sind. Mein Vater hat das dann weiterentwickelt.

Ihr macht ja etwas Spannendes, ihr bindet Winzer bei der Entwicklung von Neuem mit ein, wieso?

Bei uns gibt es kein einziges Glas, wo wir nur aufgrund unserer Sensorik entschieden haben, das ist das beste Glas. Ohne Winzer geht’s nicht. Wir machen es mit den Winzern für die Winzer. Denn wir wollen ja deren Wein auf die Plattform heben und ihm die Stage geben, die er sich verdient hat.

Du reist ja sehr viel – manche Menschen reisen mit ihrem eigenen Polster, reist du mit deinen eigenen Gläsern?

Ja, logisch. Die Reise beginnt ja im Flugzeug, da hat man ein bisschen Zeit. Aber wir haben es auch geschafft, dass Austrian Airlines, Swiss Air und viele andere mit Riedel Gläsern fliegen und bestückt sind, was mich natürlich sehr freut.

Wie geht es dir eigentlich damit, wenn du einen guten Wein in einem schlechten Weinglas bekommst?

Trink ich nicht. Dann nehm ich die Flasche mit nach Hause!

Du bist ja unglaublich kreativ, hast viele Preise bekommen, auch für deine Dekanter-Designs. Und du hast auch ein Weißweinglas ohne Stiel designt. Wie bist du auf das gekommen?

Ja, das ist die Serie O. Ich hab damals in New York gelebt und war sehr beeinflusst von den Menschen um mich herum. Und die Leute haben mich angesprochen und gesagt, du, die Riedel Gläser – schön, aber auch filigran. Ich kann keinen Cocktail in einem Weinglas kreieren, jedenfalls nicht in deinem. Das hat mich schon ein bissl zum Denken motiviert.

Wir haben damals auch irgendein Jubiläum gefeiert, es war 2004. Ich wollte auch meinen Vater überraschen und meinen Großvater, der damals noch lebte – und so hab ich nicht nur das O-Glas entwickelt, sondern auch meine allererste Weinkaraffe.

Die hab ich zuerst meinem Großvater gezeigt. Der war von der Karaffe fasziniert, ist aufgestanden, hat mein Gesicht in seine beiden großen Hände genommen und mich geküsst, und dann hat er gesagt: „Jetzt weiß ich, dass die Öfen in meiner Fabrik in Kufstein lange brennen werden“. Und dann hab ich ihm das stiellose Glas gezeigt, und dann war er entsetzt.
 

Wir produzieren traubenspezifische Gläser und entwickeln jedes Glas gemeinsam mit den Winzern. Maximilian Riedel

Das wollte ich gerade fragen, ob er da entsetzt war …

Ja, er sagte, „Du, ich hab jetzt Jahrzehnte lang versucht, den Menschen klarzumachen, ein langgezogener Stiel ist dafür da, um das Glas zu halten“. Mein Vater aber war begeistert. Er hat gesagt: „Warum eine neue Form, nehmen wir doch existierende Formen“. Und es war im Nu ein Welterfolg. Mein Vater hat an mich geglaubt.

Neben dir steht da gerade ein ganz besonderer Dekanter – der ist sehr, sehr wertvoll – eine limitierte Auflage, oder?

Nicht nur das, der Dekanter ist mit Sir Elton John entwickelt worden. Er hat ja nicht nur diese schöne Formensprache, sondern auch den Regenbogen. Und ich lächle deshalb, weil mich das Produkt fasziniert. Wenn man das sieht in der Produktion, wie hier drei ausgewachsene Männer hart arbeiten, um so ein filigranes Produkt herzustellen, ist das faszinierend.

Like a Rainbow: der Wein-Dekanter, den Sir Elton John entwickelt hat. © Riedel Glas

Ich lade jeden ein, nach Kufstein zu kommen und zu sehen, wie wir hier noch mundgeblasen diese wunderbaren Artikel produzieren dürfen, weil Interesse besteht. Und wenn das Ganze natürlich gekrönt wird mit der Unterschrift und der Unterstützung von einem erfolgreichen Herrn wie Sir Elton John, dann gibt’s Gänsehaut!

Du leitest ein Unternehmen, bist 200 Tage im Jahr unterwegs –  kannst du da privat abschalten?

Ja, privat ist relativ reduziert, aber umso intensiver. Ich finde mich sehr gerne wieder in den Bergen von Tirol, bin ja ein Tiroler, und das ist einfach mein Lieblingsplatz!

Und ich habe ja auch eine kleine Familie mit kleinen Kindern. Wir haben gerade Haus gebaut, und ich habe mir da so mein kleines Reich zuhause zusammengestöpselt – also wir sind sehr gerne als Familie allein daheim!