Landesrätin Juliane Bogner-Strauß

"Wien war doch verdammt weit weg!"

Die Ex-Ministerin Juliane Bogner-Strauß kehrte in ihre Heimat in die Steiermark zurück. © Jakob Glaser

Wie gelingt der Spagat zwischen hektischem Politparkett und Familienleben? Lesen Sie exklusiv das ausführliche Interview mit Landesrätin Juliane Bogner-Strauß über ihr Leben, ihre Karriere und und ihre Heimat.

Sie waren Professorin und stellvertretende Leiterin am Institut für Biochemie an der TU Graz. Sie haben Naturwissenschaften studiert, in einer Männerdomäne gearbeitet – für Frauen auch heute noch ein eher ungewöhnlicher Weg. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Ich habe es persönlich nie als eine Männerdomäne empfunden. Immer mehr Frauen sind in den Naturwissenschaften tätig, daher empfinde ich meinen Karriereweg nicht unbedingt als ungewöhnlich, die gläserne Decke existiert natürlich noch immer.

Die Zeit an der Universität war für mich unglaublich bereichernd, mein Fachgebiet am Puls der Zeit, die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen ein Beispiel dafür, wie Wissenschaft funktionieren kann und soll. Ich habe viele tolle Menschen kennenlernen dürfen und mit einigen von damals bin ich auch heute noch in Kontakt.

Politik hat von klein auf zu meinem Leben dazugehört. Juliane Bogner-Strauß

Und was hat Sie letztlich in die Politik gezogen?

Politik hat von klein auf zu meinem Leben dazugehört, mein Vater war lange in der Kommunalpolitik tätig, Christopher Drexler kenne ich seit meiner Schulzeit und wir hatten über die Jahrzehnte intensive politische Diskussionen.

Mein Interesse an Politik ist stetig gewachsen. Daher musste ich nicht lange nachdenken, als ich von Landeshauptmann Schützenhöfer gefragt wurde, ob ich für die Nationalratswahlen 2017 kandidieren möchte. Eine einmalige Chance, die ich sehr gerne angenommen habe.

Können Sie sich vorstellen, wieder in Ihrem alten Beruf zu arbeiten?

Ich war immer gerne an der Universität tätig und mein Job war Herausforderung und Erfüllung gleichermaßen. Aber in der Wissenschaft ist es wie in der Politik, es gibt nur 100 %. In der Wissenschaft kommt noch dazu, dass sich Themen und Methoden ziemlich schnell überholen und die Wissenschaft eine Pause kaum bis gar nicht verträgt.

Meinen Wechsel in die Politik haben viele als mutig bezeichnet, für mich war es der absolut richtige Weg. Die Aufgaben in der Landespolitik und auch jene als Bundesleiterin der ÖVP-Frauen bereiten mir große Freude, auch wenn sie oft viel abverlangen.

Der direkte Austausch mit den Steirerinnen und Steirern und das gemeinsame Gestalten der Zukunft ist einfach eine schöne Sache. Ich bin inzwischen so sehr in der Politik angekommen, dass ich eigentlich gar nie darüber nachdenke, wieder an einer Universität zu arbeiten, aber man soll im Leben nichts ausschließen.

Sie waren einige Zeit in Wien und sind nach Graz zurückgekehrt. Warum haben Sie sich dafür entschieden? War es eine schwierige Entscheidung?

Natürlich war es eine schwierige Entscheidung. Ich habe sehr gerne als Ministerin gearbeitet, aber es war auch schön, sich entscheiden zu können. Für die Steiermark ausschlaggebend waren das spannende Ressort und natürlich das Zurückkommen in die Heimat.

Meine Familie lebt in der Steiermark und als dreifache Mama war Wien doch manchmal „verdammt weit weg“.  Als Landesrätin ist man außerdem viel mehr bei den Leuten draußen und das entspricht meinem Naturell.

Familie ist für Juliane Bogner-Strauß Lebensmittelpunkt und Energietank. © Jakob Glaser

Wie gelingt der Spagat zwischen hektischem Politparkett und Familienleben?

Ich denke, dass uns das als Familie ganz gut gelingt, einmal übernimmt mein Mann mehr, dann wieder ich. Wir haben uns das immer schon aufgeteilt, da wir beide immer in unseren Jobs gefordert waren, aber Familie ist für uns sowohl Lebensmittelpunkt als auch Energietank.

Beruf und Kinder zu vereinbaren, ist für Eltern eine Herausforderung, unabhängig von der beruflichen Tätigkeit, und eine politische Verantwortung, die ich gerne annehme.
 

Sie stammen aus einer Gamlitzer Weinbauern-Familie. Wie haben Sie Ihre Kindheit am Weingut erlebt? 

Einfach schön. Zwei Brüder, viele Kinder in der Nachbarschaft, eine Lehrerin, die mich zu fordern wusste, und meine Eltern, die fordernd waren und uns dennoch viele Freiräume gelassen haben.

War für Sie immer klar, dass Sie studieren wollen, oder  haben Sie doch auch überlegt, Winzerin zu werden?

Die Naturwissenschaften haben mich immer schon gereizt und deshalb wollte ich als Jugendliche unbedingt Medizin studieren, ich habe das dann auch drei Semester lang gemacht.

Mein Vater hat mich damals schon gewarnt, weil ich kein Blut sehen kann ... Deswegen habe ich mich dann auch für das Chemiestudium entschieden, mit Biochemie, Molekularbiologie und biochemisch-medizinischer Grundlagenforschung in den Bereichen Fettleibigkeit und Krebs.

Wir wissen ja, dass die Gesundheit durch die Gene prädispositioniert ist und dass der andere Teil die Lebensweise ist. Was Besseres als das Gesundheitsressort hätte mir fast nicht passieren können.

 

"Ich bin ein Familienmensch und genieße jeden Besuch in Gamlitz." Juliane Bogner-Strauß

Sind Sie noch oft in Ihrer Heimat Gamlitz? Können Sie sich vorstellen, wieder ganz in Ihre Heimat Gamlitz zu ziehen?

Wir sind sehr oft, auch übers Wochenende, in Gamlitz bei meiner Familie und genießen das sehr, aber unser Lebensmittelpunkt ist in Graz. 

Ihre Brüder führen das Weingut Strauss vulgo Schopper. Arbeit am Weingut ist oft auch Anlass für Familientreffen. Ist das auch bei Ihnen so?

Ich habe bis zum Ende meines Studiums regelmäßig, also an den Wochenenden, in den Ferien, und vor allem auch in der Erntezeit zu Hause mitgeholfen. Inzwischen lässt es meine Zeit kaum mehr zu, aber Familientreffen gibt es sehr oft. Ich bin ein Familienmensch und genieße jeden Besuch in Gamlitz. 

Was ist Ihre Lieblingsspeise?

Cordon Bleu/Schnitzel. 

… und Ihr Lieblingswein?

Kann mich nicht entscheiden: aus der Steiermark auf alle Fälle Muskateller und Sauvignon, aber auch gern mal ein Gläschen 
Riesling

Wo können Sie am besten abschalten?

Zeit mit meiner Familie ist mir besonders wichtig, denn dabei kann ich mich am besten entspannen. Ob das nun zu Hause ist oder beim Wandern ist nicht so entscheidend. Außerdem lese ich sehr gerne, schon als Kind habe ich die Pfarrbibliothek in Gamlitz gestürmt und mich über jedes geschenkte/geborgte Buch gefreut. Das hat sich bis heute nicht geändert.