Top-Winzer der Südsteiermark
Die beiden OBEGG-Herausgeber Adi Weiss & Michael Lameraner luden 13 südsteirische Topwinzer zum gemeinsamen Talk über Wein, Wetter und Winzerfreuden. Na dann, Prost!
Was passiert, wenn sich 13 der Topwinzer der Südsteiermark an einem Tisch treffen? Man könnte meinen, dass sich Rivalität breitmacht, Eifersucht ein Thema ist oder gar stoisches Schweigen? Fehlalarm!
Wir wurden eines anderen belehrt. Es fielen Worte wie: „Serwas, wie geht's? Mhhhhh. Gut, dein Wein. Lass mal probieren. Komm mal vorbei.“ Man kennt sich, schätzt sich gegenseitig und findet neben einem Gläschen Wein immer ein Gesprächsthema.
Die Stimmung im Landhaus Obegg, in das alle geladen wurden, entwickelte eine äußerst entspannte Eigendynamik. Man plauschte über Weine, das Wetter, die Familie, das Leben in der Südsteiermark und gratulierte einander zu wahrlich herausragenden Weinen, die vor Ort auch verkostet wurden.
Die beiden Hausherren und OBEGG-Herausgeber Michael Lameraner und Adi Weiss freuten sich, dass es gelang, doch so vielbeschäftigte und bekannte Winzer an einem Tisch zu versammeln. Wie war ihr Eindruck? Selten so lässige, coole, unkomplizierte Leute zusammen gehabt zu haben. „Es war uns eine große Ehre.“
Sehen Sie Ihren Job als Beruf oder Berufung?
Michael Lorenz: In der Jugend war das Ziel, Rockstar zu werden. Jetzt rocken wir die Weinszene.
Katharina Tinnacher: Ich bin Weinbäuerin mit ganzem Herzen und fest mit unseren Weinlagen verwurzelt. Ohne diese Leidenschaft für den Wein und die Weinkultur wäre ich hier fehl am Platz. Aber natürlich kann ich mich mit Freunden auch mal über ganz andere Dinge unterhalten. Das erweitert den Horizont.
Wolfgang Maitz: Weinbauer zu sein ist ein Leben mit dem Leben. Die Natur ist die Werkstatt. Das Positive daran: Die Arbeit ist für mich bewusstseinserweiternd.
Peter Stelzl: Ich sehe meine Tätigkeit ganz klar als Berufung. Nur seine Arbeit zu erledigen ist nicht ausreichend. Eine Verbundenheit mit dem Produkt ist notwendig.
Christoph Polz: Es ist mehr als Beruf. Die Arbeit ist gleichzeitig Leidenschaft und Wein immer ein präsentes Thema.
Heidelinde Potzinger: Ich sehe mich als kreativen Geist, der mit der Natur intensiv zusammenarbeitet.
Stefan Tement: Mein Bruder und ich hätten jederzeit andere Berufe wählen können, aber als Winzer hat man die Möglichkeit, in so vielen Bereichen zu arbeiten.
Erwin Sabathi: Ich sehe meinen Job zu 100 Prozent als Berufung. Es ist mehr als ein Beruf.
Johannes Gross: Ich sehe es als meinen Beruf! Die Arbeit mit meinen Händen, die Arbeit in der Natur ist das, was mich daran glücklich macht.
Was ist für Sie ein typisch steirischer Wein?
Heidrun Potzinger: Er ist raffiniert, mit feiner Frucht und Säure-Struktur und perfektem Reifepotential.
Michael Lorenz: Die Herkunft ist klar spürbar. Das Terroir sollte sich im Wein widerspiegeln.
Willi Sattler: Würzige, feine, aromatische Weine mit Tiefgang, Salzigkeit und Mineralität.
Christoph Polz: Als Sorte muss man klar den Sauvignon Blanc nennen. Allgemein sind aber Würze, Struktur und Lagerpotential die Stärken.
Peter Stelzl: Ich verbinde Lebendigkeit, Strukturiertheit und Feingliedrigkeit!
Wolfgang Maitz: Diesen gibt es aus meiner Sicht nicht. Das müsste ein Außenstehender beantworten.
In der Jugend war das Ziel, Rockstar zu werden. Jetzt rocken wir die Weinszene. Willi Sattler, Weingut Sattlerhof
Stefan Tement: Geht es um einen Wein der Steirischen Klassik, so meine ich, dass es ein auf Frucht und Leichtigkeit ausgebauter Wein sein sollte.
Katharina Tinnacher: Er erzählt von seiner Herkunft, man schmeckt die mineralischen Böden, das alpin-mediterrane Klima sowie die eleganten Aromen.
Walter Skoff: Einerseits ein duftiger, fruchtiger, mineralischer und trinkanimierender Wein und andererseits gereifte, weiche Lagenweine mit Holzunterstützung.
Peter Skoff: Die Weine in der Südsteiermark – speziell hier bei uns am Kranachberg – zeichnen sich durch eine große Trinkfreudigkeit aus, gepaart mit einer großartigen und unverwechselbaren Sorten- und Gebietstypizität.
Welche Auswirkungen hat der Klimawandel?
Katharina Tinnacher: Wir haben immer Wege gefunden, um damit umzugehen. Hagelnetze oder das Beheizen der Weingärten sind einige dieser Maßnahmen.
Johannes Gross: Der Klimawandel ist Fakt. Wir merken das ganz stark. Aber die Natur ist so vielseitig, sie gibt uns so viele Möglichkeiten, auf diese Entwicklungen zu reagieren.
Willi Sattler: Wir müssen uns auf kleinere Erntemengen einstellen. Qualitäten können durch geringe Ernten noch besser werden.
Ewald Tscheppe: Es herrscht als Landwirt eine Abhängigkeit. Das spüren wir derzeit deutlich.
Will man Qualität, muss der Großteil per Hand gemacht werden. Walter Skoff, Weingut Skoff Original
Christoph Polz: Die Wetterextreme sind schon sehr hart. Um die Thematik eines späteren Austriebs kommen wir nicht umhin.
Michael Lorenz: Man arbeitet mit und in der Natur. Da gibt es halt Risiken. Damit muss man leben.
Peter Skoff: Die Häufung von folgeschweren Wettersituationen stellt uns natürlich vor sehr große Herausforderungen, die wir in Zukunft bewältigen müssen.
Heidrun Potzinger: Der Klimawandel hat dazu geführt, dass wir naturbelassene Weine in höchster Qualität produzieren können. Der frühere Austrieb und das Spätfrostrisiko gehen damit einher.
Erwin Sabathi: Weitaus größere Auswirkung auf Qualität und Preis hat die sehr aufwändige händische Bewirtschaftung der steilen Weinberge.
Stefan Tement: Wir können nicht gegen die Natur, sondern müssen vielmehr mit der Natur arbeiten.
Gibt es die Möglichkeit, auf andere Rebsorten zu setzen, die bisher in der Südsteiermark noch keine Chance hatten?
Wolfgang Maitz: Der Welschriesling wird eine neue Bedeutung erlangen.
Johannes Gross: Die Möglichkleit gibt es immer, wir möchten aber mit den Traditionellen weiterabeiten.
Walter Skoff: Bestätigung erhielten wir nun durch den weltweiten Weinwettbewerb Concours Mondial du Sauvignon Blanc, dass der Sauvignon Blanc das Flaggschiff der Region ist und weiter so sein wird.
Willi Sattler: Andere Rebsorten sind kein Ansatz, weil man für hohe Qualitäten in Generationen denken muss.
Michael Lorenz: Dafür sehe ich keinen Bedarf. Das Sortiment wird dennoch nicht kleiner.
Ewald Tscheppe: Pilzwiderstandsfähige Sorten, ansonsten sehe ich wenig Sinn, neue Sorten zu bringen.
Wer übernimmt das Lebenswerk ihres Betriebs in Zukunft?
Johannes Gross: So lange wir unseren Kindern die Liebe zur Natur und die Freude an der Arbeit vermitteln können, und dabei in einem Umfeld wirken, das ein finanzielles Auskommen sichert, glaube ich, dass sich jemand in unserer Familie findet, der das gerne weitermacht.
Walter Skoff: Ich habe das Glück, zwei kleine Söhne zu haben (1 und 2 Jahre alt). Natürlich hoffe ich, dass sie den Betrieb weiterführen, dazu muss ich aber noch 30 Jahre warten.
Erwin Sabathi: Meine Eltern hatten von Anfang an vollstes Vertrauen und gegenseitiger Respekt führte dazu, dass die Verantwortungsübergabe ein leichtes Spiel war. Mit der Einbindung meiner Geschwister habe ich gelernt, Verantwortung abzugeben.
Peter Stelzl: Man benötigt neben fachlicher Kompetenz und Leidenschaft mittlerweile auch ein ausgeprägtes Verständnis für den Markt.
Ewald Tscheppe: Möchte eines meiner Kinder den Betrieb weiterführen, dann weil es Freude am Leben und der Arbeit hier hat.
Stefan Tement: Wir haben das große Privileg, dass wir als Familie sehr gut funktionieren und zusammenarbeiten können. Wir sind mittlerweile 4 Generationen. Tägliche Entscheidungen werden bei uns am Mittagstisch getroffen. Natürlich wird oft diskutiert, manchmal auch gestritten, aber am Ende des Tages entscheiden wir gemeinsam.