FASZINATION ADEL

Die verblasste Elite

Schloss Kornberg © Bardeau/Franz Suppan

Noch immer umgibt den Adelsstand, auch in der Steiermark, ein Image des Noblen, des Exklusiven. Auch in Verwaltung und Landbesitz ist seine "Durchlaucht" noch präsent, auch wenn sie nicht mehr so heißt. Alle Adelsprivilegien sind offiziell seit dem Kaiserreich 1919 abgeschafft - dieser Privilegienverlust ging oft mit einem Schwund an Einkommen und Vermögen einher, folglich mussten die heimischen aristokratischen Familien ihr Auskommen zunehmend in bürgerlichen Berufen suchen. Was ihnen blieb war Grund und Boden, dazu gehörte oft ein prächtiges Schloss. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der steirischen Aristokraten.

Der Adel - zum Herrschen geboren?

Einige steirische Adels-Familien sind immer noch reicher als der Durchschnitt der Gesellschaft und immer noch mächtig: Goess-Saurau, Großgrundbesitzer Heinrich XII Prinz Reuss, und allen voran der Mayr-Melnhof-Clan mit seinem Verpackungskonzern, Immobilien und gigantischem Waldbesitz, um nur einige zu nennen. Wie lebt der Adel heute? Wir haben uns mit einigen Aristos in der Steiermark getroffen und nachgefragt - was bleibt von Traditionen und durch Erziehung geprägte Ideale und Vorstellungen?

Baronesse und Powerfrau

Isabelle Kellersperg ist eine attraktive alleinerziehende Mutter einer 13-jährigen Tochter, Start-Up Unternehmerin, Marketingexpertin und Schlossherrin. Sie sagt von sich selbst, dass sie eine moderne Familie sind, aber trotzdem sehr traditionell und den Werten verpflichtet. Sie packt gerne selbst an, um den Besitz, das Schloss Frauheim zu erhalten. „Du musst Herzblut haben für ein Schloss. Es ist eine Rund-um-die-Uhr Beschäftigung. Aber ich kann nicht ablassen davon. Du musst es lieben….für mich war das Schloss nie eine Last." Sie sei märchenhaft aufgewachsen, mit allen Vor-und Nachteilen, aber sozusagen auf einer ewigen Baustelle. Ihr Vater hatte das Schloss im südsteirischen Ragnitz übernommen, da war es fast eine Ruine. Der Zahn der Zeit hatte durch fehlende Mittel und Schäden durch Besatzungstruppen an den altehrwürdigen Mauern genagt. Sie ist stolz auf das Erreichte. „Es ist schon eher selten, dass eine Frau ein Schloss führt. Ich führe es für die nächste Generation weiter.“ Dass Adelstitel offiziell abgeschafft wurden, damit hadert sie nicht. Die 42-Jährige ist eigentlich eine Baronesse. „Die Leute erkennen oft am Namen ob man adelig ist, es braucht keinen Titel, hinter der Abstammung steht ja etwas, und dann geht man den Weg - es geht vielmehr darum, Traditionen weiterzuführen“.

Baronesse Isabelle Kellersperg in ihrem Schloss Frauheim in Ragnitz © polsterpics