Verkostung

Craft Bier: Das steckt hinter dem Trend

Das war die Jury der Bierverkostung (v.l.n.r.): OBEGG-Artdirektorin Anja Schöfbeck, OBEGG-Herausgeber Michael Lameraner, Biersommeliere Dr. Gabriela-Maria Straka, Head of Sales der Weiss & Lameraner Media Group Bernhard Puffinger und OBEGG-Redakteurin Tina Frech © Karolina Siewko

Mit Craft Bier finden völlig neue Aromen ihren Weg in die Welt der Biere. OBEGG – Best of Südsteiermark hat in einer exklusiven Verkostung mit Biersommeliere Dr. Gabriela Maria Straka einige Sorten getestet, die es definitiv wert sind, gekostet zu werden.

Bier ist beliebt und in Österreich mit einer stolzen Zahl verbunden: Rund 500 Millionen Krügerl werden pro Jahr in unserem Land getrunken. Damit wächst auch der Stellenwert des kühlen Blonden als Kulturgut. Am liebsten greifen Herr und Frau Österreicher zum klassischen Märzenbier, Pils oder Zwickl. Doch die Bierlandschaft und Variationsmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Es geht nicht nur um die beliebtesten Biersorten aus dem Supermarkt, sondern auch um sogenannte Craft Biere.

Der Begriff kommt aus dem Englischen, wobei „craft“ für Handwerk steht. Begonnen hat die Craft-Bier-Bewegung in den USA in den siebziger Jahren, als amerikanische Biertrinker aufgrund des dürftigen Angebots und als Gegenpol zur industriellen Massenware, zum Selberbrauen begannen. Kleine Brauereien, die sich auf Qualität, Geschmack und lokale Verbundenheit konzentrierten, schossen förmlich wie Pilze aus dem Boden. Diese Bewegung brachte eine Renaissance des Brauhandwerks mit sich, die sich nicht nur in den USA, sondern auf andere Teile der Welt ausbreitete. 

Globales Phänomen

Heute ist diese Art zu brauen, zu einem globalen Phänomen geworden, das eine enorme Aromenvielfalt hervorgebracht hat. Mit Craft Bier mischen internationale und regionale Brauereien auch im Bierland Österreich mittlerweile kräftig mit. Besonders im urbanen Bereich sind die außergewöhnlichen Spezialitäten im Trend. Haben Sie schon einmal ein Bier mit Limonaden-Geschmack oder Schokoladen-Nuancen getrunken? Nein? Um mehr über diese speziellen Produkte zu erfahren haben wir fünf besondere Craft Biere ausgewählt und mithilfe von Bier-Expertin Dr. Gabriela-Maria Straka versucht herauszufinden, welches Potenzial tatsächlich in ihnen steckt. 

Unsere fünf Favoriten

Nach der Verkostung, standen die Sieger einstimmig fest. Das Jahrgangspils 2023 von der Brauerei Reininghaus punktete mit Leichtigkeit und einem typischen Hofenaroma, während Japanese Rice Lager von der Brauerei Mikkeller mit leichter Süße fast an eine Limonade erinnerte. Pale Ale No. 01 von der Brauerei Schleppe überzeugte mit fruchtigem Aroma, Velvet Rush von der Brauerei Founders überraschte mit schokobrauner Farbe und Schneeweiße von der Brauerei Schladming bot ein saftiges Fruchtbouquet. Insgesamt haben diese Craft-Biere im Test mit ihrem Geschmack absolut überzeugt und es als Favoriten in die Endrunde geschafft.  

Dr. Gabriela-Maria Straka leitete als Biersommeliere die Verkostung für das OBEGG Magazin. © Karolina Siewko

Biersommeliere Dr. Gabriela-Maria Straka im Interview

Was genau versteht man unter Craft Bieren?
Gabriela-Maria Straka: Der Begriff stammt aus den USA und bezieht sich auf traditionell handwerklich gebrautes Bier von kleinen, unabhängigen Brauern. In Amerika gilt eine Brauerei allerdings als klein, wenn sie weniger als 7 Mio. Hektoliter Bier pro Jahr produziert. Demgegenüber stellt Österreich mit 350 Brauereien ca. 10 Mio. Hektoliter her. So gesehen wäre Österreich fast ein „Craftbier-Land“. Mit über 1.000 verschiedenen Biersorten zeigt die österreichische Bierlandschaft enorm viel Kreativität.

Sind Craft Biere eher in der Nische zu finden oder sprechen wir von einem Trend mit Zukunft?
GMS: Handwerksbiere sind zwar nur ein Nischensegment in Österreich, allerdings hat diese Nische eine treue Fangemeinde und als Imageträger für das Bier sind sie nicht wegzudenken. Der mediale Hype ist seit vielen Jahren groß und der Effekt insgesamt positiv. Vielfalt belebt die Branche, das ist ebenfalls unbestritten. Dass der Craftbierabsatz und der Anteil am gesamten Biermarkt trotzdem nur bei 0,1 Prozent liegt, schmälert die Leidenschaft von Bierliebhabern zu handwerklich hergestellten Bieren nicht.

Was müssen Craft Brauereien tun, um am Markt zu bestehen?
GMS: Mit viel Liebe zu Detail, außergewöhnlichen Aromen und alternativen Vertriebswegen arbeiten. So werden etwa viele Online-Bestellungen und Verkostungen mit Craft Bierliebhabern durchgeführt, die gerne Neues ausprobieren.

Eine persönliche Frage: Welches Bier steht in Ihrem Kühlschrank?
GMS: Aktuell ein Pilsbier, das ich als hopfigen Appetizer vor dem Essen trinke. Und ein Bockbier, da ich diese Bierspezialität im Winter besonders mag. Es passt perfekt zu jedem Dessert – sozusagen als meine persönliche „Schaumkrönung“.