Ausstellung Tipp

Kunst, Kultur und Bubikopf: Die Wiener Porzellanmanufaktur im Wandel der Zeit

Die Figuren tragen die sogenannte "Bubikopf"-Frisur © Augarten Wien

Die Ausstellung "plötzlich bob. Symbole des Aufbruchs" im Porzellanmuseum Augarten feiert das 100-jährige Bestehen der Wiener Porzellanmanufaktur im Augarten, indem sie die 1920er Jahre und das besondere Porzellan aus dieser Ära erkundet.

Tradition und Kunst im Wiener Augarten

Die Befüllung des Brennofens um das Jahr 1929 © Augarten Wien

Die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten, seit 1923 im historischen Saalgebäude des Augarten-Schlosses ansässig, thront im ältesten Barockpark Wiens und ist seit jeher ein Zentrum für Kunst und Kultur. Gegründet von Kaiser Joseph I. als Ort der "Erlustigung für alle Menschen", beherbergte das barocke Schloss bereits im 18. Jahrhundert berühmte Morgenkonzerte mit Wolfgang Amadeus Mozart. Mit über 300 Jahren Tradition bietet die Manufaktur eine beeindruckende Auswahl von mehr als 25.000 Porzellanstücken, von kleinen Fingerhüten bis zu beeindruckenden 80 cm hohen Bodenvasen. Zusätzlich zu ihrem Standardangebot fertigen sie auch Meisterstücke an, die höchste handwerkliche Fähigkeiten erfordern und echte Kunstwerke sind.

Mit der Ausstellung "plötzlich bob. Symbole des Aufbruchs" wird nun, anlässlich der Feier von 100 Jahren Standort der Wiener Porzellanmanufaktur im Augarten, die Vearbeitung des Porzellans in den 1920er Jahren beleuchtet. 

Zeitgeist, Moderne und die Rolle der Frauen in der Porzellanmanufaktur

Die Stadt Wien erlebte trotz politischer und wirtschaftlicher Herausforderungen eine Ära des Aufbruchs und der Modernisierung. Der Zeitgeist und die Moderne waren prägende Elemente dieser Epoche, die von einer spannenden Dynamik zwischen Glanz und Krisen geprägt war. In unserer Ausstellung werden die Träume und Realitäten von Künstlern, Mitarbeitern und Kunden der Wiener Porzellanmanufaktur aus dieser faszinierenden Ära beleuchtet.

Die beeindruckende Außenansicht der Manufaktur im Augarten Wien © Augarten Wien

Besonders hervorzuheben ist die bahnbrechende Rolle, die von Frauen initiiert wurde. Trotz vereinzelter Widerstände in der Kunstwelt setzte sich die Befreiung von überkommenen Konventionen unaufhaltsam durch. Die Porzellanfiguren der Manufaktur Augarten, häufig von talentierten Künstlerinnen der Wiener Werkstätte oder unabhängigen Keramikerinnen und Bildhauerinnen geschaffen, sind nicht nur Beispiele für herausragendes Design und Handwerkskunst, sondern spiegeln auch die Symbole des gesellschaftlichen Umbruchs wider.

Eine revolutionäre Veränderung brachte auch die "Bubikopf"-Frisur mit sich, die mit traditionellen Rollenbildern brach. Friseure arbeiteten pausenlos, um Haare zu kürzen, und aufwendige Hochsteckfrisuren gehörten der Vergangenheit an. Dieses neue Aussehen, das die Einzigartigkeit jedes Gesichts betonte, führte nicht selten zu persönlichen Konflikten und finanziellen Herausforderungen.

Eine Arbeiterin bearbeitet die Henkel in der Manufaktur um 1925 © Augarten Wien

"Pyjama" von Mathilde Jaksch

Zur Feier ihres hundertjährigen Jubiläums im Augarten präsentiert die Wiener Porzellanmanufaktur ein besonderes Highlight. Die Figur "Pyjama" von Mathilde Jaksch (1899-1989) wird in einer limitierten Edition neu aufgelegt. Dieses Modell Nr. 1663 aus dem Jahr 1928 ist ein feines Beispiel für den Aufbruch jener Zeit. Die historische Form der 19 cm hohen Figur wurde beibehalten und diente als Grundlage für die Neufertigung. Die junge Porzellanfrau trägt einen eleganten Pyjama, inspiriert von den Herrenpyjamas des Art Déco, und betrachtet sich im Handspiegel mit ihrem neuen "Bubikopf". Die zarte Bemalung aus den Zwanziger Jahren mit rosigen Wangen, korallenrotem Pyjama und Pantoffeln sowie einem gelben Sockel, versehen mit den Initialen der Künstlerin, wurde originalgetreu reproduziert, wobei das seltene korallenrote Pigment aus alten Zeiten verwendet wurde. 

Die Originalfigur von Mathilde Jaksch aus dem Jahr 1928 © Augarten Wien

Das Wiener Porzellan wird seit 1923 im Augarten hergestellt, wo ein historischer Brennofen im Schlosssaal bis 1955 in Betrieb war. Dieser Brennofen ist heute ein zentrales Ausstellungsstück im Museum. Der Augarten selbst ist der älteste erhaltene Barockgarten Wiens und ein geschütztes Kulturerbe. Seit dem 18. Jahrhundert inspirierte er die Tafelkultur und wurde Ort für Feste, Tanzveranstaltungen und Konzerte mit berühmten Komponisten. Kaiser Joseph II. öffnete den Augarten 1775 für die Öffentlichkeit.

Öffnungszeiten / Opening hours

Mo-Sa 10 -17 Uhr / Sonn- und Feiertage geschlossen

Eintrittspreise / Ticket fees

€ 8,-
Ermäßigt € 6,-
Vienna City Card: € 6,-
Freier Eintritt für NÖ Card, Kulturpass, Vienna Pass, ICOM Card, Museumsbund Card

Mit der Ausstellung feiern die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten und das Porzellanmuseum im Augarten nun also nicht nur ihr künstlerisches Erbe und die Pionierleistungen, sondern auch ihren Standort seit 1923.

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