Interview

Christa Kummer: Glück im Glas bei jedem Wetter

Christa Kummer ist Hydrogeologin, Klimatologin und Theologin. Seit 1995 präsentiert sie das Wetter im ORF-Fernsehen. © WOLFGANG VOGLHUBER

Sie liebt das Kochen, Bier und unsere Erde. Im Interview erzählt die ORF-Moderatorin und Klimatologin Christa Kummer, wie sie diese drei Leidenschaften kombiniert. Und verrät ihr Rezept für alkoholfreien Weißbier-Mojito.

Beim schattigen Garten des Heurigen-Restaurants Wambacher lässt es sich bei Wiener Küche und saisonalen Köstlichkeiten gut aushalten. Die Nähe zum ORF-Zentrum ist für Moderatorin und Wetterexpertin Christa Kummer günstig. Im Gespräch erfahren wir mehr über ihren kulinarischen Zugang zu (alkoholfreiem) Bier und welche Verbindung ihre Interessen – das Wetter und die Förderung der österreichischen Bierkultur als ehrenamtliche Bierbotschafterin – haben.

Kochen Sie seit Corona generell mehr zu Hause und genießen das Bier dazu aus der Flasche?

Ich koche sehr gerne selber und probiere viele Rezepte aus, da ist Bier auch immer ein Thema, entweder als Zutat oder als Speisenbegleitung. Aber wir haben uns auch gefreut, uns bei unseren Lieblingsgastronomen wieder verwöhnen lassen zu können und das Essen in schönem Ambiente serviert zu bekommen. Außerdem geht nichts über ein Glas Bier frisch gezapft vom Fass, und das ist nun mal nur in der Gastronomie möglich.

Mit dieser Meinung bin ich nicht allein, über einem Drittel der Österreicher (36 %; Anm.) schmeckt Bier unterwegs, also in Wirtshäusern, Bars oder Pubs, besser, weil es eben frisch gezapft und mit einer schönen Schaumkrone serviert wird und man das Bier in geselliger Runde genießt.

Christa Kummer ist Hydrogeologin, Klimatologin und Theologin. Seit 1995 präsentiert sie das Wetter im ORF-Fernsehen. © WOLFGANG VOGLHUBER
„Bier ist beim Kochen immer ein Thema. Entweder als Zutat oder als Speisenbegleitung.“ Christa Kummer
Haben Sie auch schon mit alkoholfreiem Bier gekocht oder einen Cocktail gemixt und eine Rezeptempfehlung oder einen Foodpairingtipp mit alkoholfreiem Bier?

Bierteig lässt sich wunderbar auch mit alkoholfreiem Bier herstellen und ist vielseitig zu kombinieren. Neben Fisch backe ich besonders gerne Gemüse wie Zucchini und Kohlrabi in Bierteig. Bei der Suche nach erfrischenden Getränken für laue Sommerabende auf der Terrasse bin ich auf eine alkoholfreie Variante des Weißbier-Mojitos gestoßen:

Zum Saft einer Limette ein paar frische Minzblätter, einen halben Teelöffel braunen Zucker und Crushed Ice geben. Dann etwa 8 cl Ananassaft unterrühren und mit alkoholfreiem Weizenbier aufgießen – ein fruchtiger und herrlich erfrischender Genuss.

Bier mit Alkohol oder alkoholfrei – was ist für Sie entscheidend bei der Wahl: der Geschmack, die Trinksituation, das Gericht, das dazu gegessen wird?

Ganz klassisch trinke ich untertags, oder wenn ich Autofahren muss, ausschließlich alkoholfreies Bier. Das ist erfreulicherweise in der Gesellschaft mittlerweile anerkannt, und man wird nicht mehr schief angesehen, wenn man auf Alkohol verzichtet.

Ich bin gerne in der Natur unterwegs, und auch nach einer Wanderung, vor allem wenn der Rückweg noch bevorsteht, greife ich gerne zu alkoholfreiem Bier, um mich zu erfrischen und meinen Mineralstoffhaushalt auszugleichen.

Natürlich verbindet man mit manchen Gerichten auch Getränke, aber ob ich das Weizenbier zum Fisch mit oder ohne Alkohol trinke, entscheide ich spontan – wonach mir in dem Moment gerade ist. Es schmeckt ja beides, denn in puncto Geschmack von alkoholfreiem Bier hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Die technischen Methoden der Herstellung haben sich stark entwickelt, um die Aromen im Bier zu erhalten. Alkoholfreies Bier ist nicht mehr geschmacksärmer, und mittlerweile gibt es auch schon eine gute Auswahl an alkoholfreien Bieren.

Christa Kummer im Gespräch mit Gabriela Maria Straka,Leitung Kommunikation/PR & CSR der Brau Union Österreich. © WOLFGANG VOGLHUBER
Welche Biersorten mit und ohne Alkohol trinken Sie am liebsten?

Ich bin eine Bierallrounderin, ich probiere alles und trinke gerne Weizenbier mit und ohne Alkohol sowie Zwickl als leichte und spritzige Variante. Starkbiere kommen bei mir eher hinten auf der Beliebtheitsskala, ebenso wie Radler, da mir diese meist zu süß sind. 

Hat für Sie Regionalität im Zuge von Corona noch mehr an Bedeutung gewonnen?

Ja, ich denke, dass Corona das Kaufverhalten der Österreicher noch stärker in Richtung Regionalität beeinflusst hat, obwohl die Konsumenten auch davor schon mehr darauf geachtet haben, was sie kaufen und woher die Lebensmittel kommen bzw. wie sie hergestellt werden. Wie die aktuelle Bierkulturstudie zeigt, sind die Hauptgründe die Unterstützung der regionalen Wirtschaft und der Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region.

Der Umwelt zuliebe regional zu denken spielt auch eine wichtige Rolle bei den Österreichern, für mich ist dies noch ausschlaggebender als Corona. Rohstoffe und Lebensmittel in den Regionen zu produzieren, aber auch beim Einkauf regional und saisonal zu denken und Lebensmittel nicht erst über weite Strecken transportieren zu müssen, reduziert den CO2-Ausstoß und schont die Umwelt. Wir können, ja müssen alle unseren Beitrag leisten, um unsere Erde zu schützen. Die Zeit zu handeln ist schon überfällig.

Ein Blick ins Gerstenfeld. Regionale Rohstoffe sind für die Bierherstellung in Österreich ein wertvolles Gut. © WOLFGANG VOGLHUBER
Die letzten Jahre waren wettertechnisch auffällig, zunächst zu trocken und zu kalt, dann sehr heiß, und mehrere Unwetter haben für Zerstörung gesorgt. Werden Wetterextreme in Zukunft häufiger? Wie wirkt sich das auf die regionalen Rohstoffe für Bier aus?

Die Erwärmung zeichnet sich schon länger ab und macht sich in Österreich vor allem in der warmen Jahreszeit bemerkbar. Schon der Frühling ist zu trocken, die Sommer werden auch trockener, heißer und dauern länger an. Prinzipiell sind Hitzewellen ein natürliches Phänomen, werden infolge des Klimawandels allerdings häufiger und intensiver.

Zudem halten Wetterphasen tendenziell länger an, sowohl Hitzewellen als auch Regenphasen, und entsprechend werden dadurch auch größere Auswirkungen wie Überschwemmungen wahrscheinlicher. Das Wetter allein ist aber nicht schuld an Naturkatastrophen wie Überschwemmungen.

Täglich werden in Österreich 13 Hektar Boden verbaut und versiegelt. Das ist eines unserer größten Umweltprobleme im Lande, denn dadurch hat das Wasser immer weniger Platz zu versickern und sucht sich eben zwangsweise einen anderen Weg. Dadurch werden auch die landwirtschaftlichen Nutzflächen, die für den Rohstoffanbau notwendig sind, täglich weniger. Dabei gibt es heute ja vielfach Bestrebungen, dass die Rohstoffe nach Möglichkeit in Österreich angebaut werden sollen. Von Landwirten, die die Rohstoffe zur Bierherstellung anbauen und ernten, kann man viel lernen. Sie wissen die Zeichen der Natur zu deuten und haben gelernt, mit dem Wetter zu leben und sich flexibel anzupassen.

Würde man bei der Gerste nur auf die Sommergerste nach klassischem Anbau setzen, müsste man mit Ertragseinbußen rechnen, da die Sommergerste die zunehmende Hitze und Trockenheit schlecht verträgt. Aber Versuche haben gezeigt, dass man dem entgegenwirken kann, wenn man die Sommergerste im Herbst statt im Frühjahr anbaut. Oder man setzt auf die immer häufiger verwendete Wintergerste, die klimatisch robuster und gegenüber Trockenheit weniger empfindlich ist. 

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