Plastik & Erdöl

Die neue Plastikflut

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Was machen Öl- und Gaskonzerne eigentlich, wenn wegen Klimawandel und Coronakrise die Nachfrage nach Kraftstoffen sinken wird? – Sie planen, eine gigantische Flut an Plastik zu produzieren. Lies hier die schockierenden Details, wie Ölkonzerne unsere Zukunft in Plastik packen wollen.

Ölgiganten wollen Wachstum

Während Umweltbewusste sich freuen, dass in Österreich und bald EU-weit Einweg-Plastik verboten ist und neuerdings sogar China die Plastikflut energisch zurückdrängen will, haben die großen Öl- und Gaskonzerne ganz anderes im Sinn.  Unternehmen wie ExxonMobil, Shell und Saudi Aramco wollen die Kunststoffproduktion in den nächsten 20 Jahren verdoppeln, so berichtet YaleEnvironment360, eine Info-Plattform der berühmten Universität von Yale.

Vor dem Hintergrund einer Welt, in der versucht wird, fossile Brennstoffe als Energieträger abzuschaffen, sehen Öl- und Gasunternehmen hier ihr Wachstumspotential Steven Feit, Anwalt des Zentrums für internationales Umweltrecht

Plastik subventioniert Fracking

Um sich gegen die Möglichkeit abzusichern, dass eine ernsthafte globale Reaktion auf den Klimawandel den Absatz von Öl, Gas und Benzin verringert, werden derzeit Milliarden in neue petrochemische Werke investiert. Und da der amerikanische Fracking-Boom neben Erdgas auch große Mengen des Kunststoff-Rohstoffs Ethan zutage fördert, sind die USA eine riesige Wachstumszone in  der  Kunststoffproduktion.

Die Konzerne streben die Schaffung eines neuen „Kunststoffkorridors“ über die Staaten Ohio, Pennsylvania und West Virginia an, wo die Fracking-Bohrlöcher reich an Ethan sind. Die Firma Shell etwa baut in Monaca, Pennsylvania, 40 km nordwestlich von Pittsburgh, eine 6-Milliarden-Dollar-Anlage zum Cracken von Ethan. Das ist eine Anlage, in der aus Ethan Ethylen, ein Baustein für viele Arten von Kunststoff, hergestellt wird. Es wird erwartet, dass nach der Eröffnung in den frühen 2020er Jahren dort  jährlich 1,6 Millionen Tonnen Kunststoff produziert werden. Und: Dieses Plastik wird billiger sein als jedes Recycling-Plastik.

Weitere Plastik-Anlagen in Planung

Während einige bereits laufen oder sich im Bau befinden, müssen andere Projekte noch von den US-Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Da die US-Regierung unter Donald Trump allerdings Umweltauflagen für Firmen Stück für Stück zurückdreht, kann man davon ausgehen, dass für die Ölkonzerne alles glatt läuft.

Deshalb ist 2020 so wichtig. Viele dieser Einrichtungen befinden sich im Genehmigungsverfahren. Wir sind ziemlich nah dran, dass alles zu spät ist. Judith Enck, Gründerin von Beyond Plastics

Plastik und Klimawandel

Normalerweise wird das Plastik-Problem als getrennt von der Klimafrage bzw. den CO2 Emissionen gesehen – doch das stimmt so nicht. In allen Lebensphasen von Kunststoff entsteht das Treibhausgas: Erstens ist schon die Öl- und Gasförderung an sich energieintensiv. Dann erfordert das Cracken von Ethan enorme Energiemengen bei gleichzeitig großem Treibhausgas-Ausstoß. Alleine das neue Shell-Werk hat die Erlaubnis, jährlich so viel Kohlendioxid wie 480.000 Autos auszustoßen.

Später, am Ende seines Lebenszyklus, werden rund 12% aller Kunststoffe verbrannt und setzen dann sowohl Treibhausgase als auch gefährliche Umweltgifte wie Dioxin und Schwermetalle frei. Und schlussendlich setzen Kunststoffe sogar dann, wenn sie langsam in der Umwelt verrotten, Treibhausgase frei. - Wie es aussieht, gibt es also noch eine Menge zu tun für die Klima- und Plastik-Aktivisten in aller Welt.

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