Klimawandel

Das WHO IS WHO der Klimawandelleugner

Den Klimawandel gibt es nicht! Das glaubt zumindest US-Präsident Donald Trump. © Unsplash

Donald Trump posaunt immer noch Zweifel am Klimawandel heraus, obwohl die USA derzeit von Mega-Waldbränden und Hurricanes in die Zange genommen werden. Wegen seiner antiwissenschaftlichen Haltung (auch bei Corona) hat nun das älteste und renommierteste Wissenschaftsmagazin der USA zum ersten Mal in seiner fast 200jährigen Geschichte empfohlen, diesen Mann ja nicht mehr zum Präsidenten zu wählen.

Von Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten weiß man, dass sie sich höchst ungern in Politik einmischen. US-Präsident Donald Trump jedoch hat es mit den haarsträubenden Statements zu Klimawandel, Covid19 und Umweltschutz geschafft, dass das Magazin "Scientific American" nach 175 Jahren diese ungeschriebene Regel gebrochen und eine Wahlempfehlung für seinen demokratischen Konkurrenten Joe Biden gegeben hat.

Er schadet uns allen! Laura Helmuth, Chefredakteurin Scientific American

Laura Helmuth, die Chefredakteurin des Magazins Scientific American, nennt für die spektakuläre Entscheidung zur Wahlempfehlung einen sehr ernsten Grund: "Die Beweise und die Wissenschaft zeigen, dass Donald Trump die USA und ihre Bevölkerung schwer beschädigt hat - weil er Beweise und Wissenschaft ablehnt. Das verheerendste Beispiel ist seine unehrliche und unfähige Reaktion auf die COVID-19-Pandemie, die bis Mitte September mehr als 190.000 Amerikaner das Leben kostete.

Er hat auch Umweltschutz, medizinische Versorgung und die Forscher und öffentlichen Wissenschaftsagenturen angegriffen, die diesem Land helfen, sich auf seine größten Herausforderungen vorzubereiten. Aus diesem Grund bitten wir Sie dringend, für Joe Biden zu stimmen, der faktenbasierte Pläne zum Schutz unserer Gesundheit, unserer Wirtschaft und der Umwelt anbietet. Diese und andere Vorschläge, die er gemacht hat, können das Land wieder auf Kurs auf eine sicherere, erfolgreichere und gerechtere Zukunft bringen."

Eine antiwissenschaftliche Haltung in Sachen Klimawandel ist jedoch kein Zufall oder schlicht zu wenig Bildung, es ist das Ergebnis von gezielter Propaganda. „Ach, du hast ja keine Ahnung, du glaubst ja alles, was die Klimahysteriker sagen“ - Fast jedem ist dieser Satz schon einmal begegnet, ob im Freundeskreis, in Kommentarspalten oder auf Facebook. Dann wird mit Namen oder Youtube-Video eines Wissenschaftlers  aufgetrumpft, der beweisen soll, dass es den Klimawandel gar nicht gibt. Oder dass es falsch sei, dass CO2 die Erwärmung auslöst. Oder dass sich halt derzeit die Erdachse anders neigt oder die Sonne aktiver ist.

Viele kommen dadurch ins Zweifeln, ob sie da wirklich einer Panikmache aufgesessen sind. Nun, Tatsache ist: Genau diese Zweifel werden seit Jahrzehnten bewusst gestreut. Und zwar von denen, die mit Öl, Gas und Kohle Milliarden verdienen. Hier sind die Namen einiger der bekannten – und bezahlten –   Leugner und ihrer fiesen Netzwerke, die bewusst Fake news verbreiten.

 

Die angeblichen Experten

Fred Singer

ein US- Physiker, den man öfter als „großen Experten“ auf Youtube-Videos sieht.  Er war nur bis in die 70er Jahre ein aktiver Wissenschaftler, agiert seitdem aber als bezahlter Interessensvertreter der Industrie. Singer ist bekannt dafür, bei einer Vielzahl wissenschaftlicher Themen gegen etablierte und bewiesene Fakten zu argumentieren  - ob saurer Regen, nuklearer Winter, radioaktiver Abfall, Atomkrieg, Rückgang der Ozonschicht, Passivrauchen, Rückgang amphibischer Lebewesen etc.  Singer ist so etwas wie ein universell einsetzbarer käuflicher Lügner, der schon für so gut wie alle namhaften Think Tanks zur Klimawandelleugnung gearbeitet hat.

Fred Seitz

ebenfalls ein Physiker, der sich ab den 70er Jahren mit Industrieunternehmen und Think Tanks zusammentat, um für sie Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen in Umwelt- und Gesundheitsfragen zu säen. Als Vorsitzender des Marshall Institutes erhielt er unter anderem Spendengelder vom Ölkonzern ExxonMobil für das Abstreiten des menschengemachten Klimawandels.

Patrick j. Michaels

ein US-Agrarklimatologe, der regelmäßig in den amerikanischen Massenmedien präsent ist. Er erhält spätestens seit Mitte der 1990er Jahre Forschungsgelder aus der Fossilenergiebranche in fünf bis sechsstelliger Höhe und agierte häufig als Sprachrohr der Kohleindustrie, zudem wurden ihm  Verbindungen zu mindestens 11 von ExxonMobil finanzierten Organisationen nachgewiesen. Klimaleugnung ist für ihn ein lukratives Geschäft.

Influencer Rezo checkt Klima-Facts

Michael Limburg

studierter Elektrotechniker in den Fußstapfen von Fred Singer, AfD-Mitglied, gründete 2007 EIKE (siehe unten). Limburg lehnt Klimaschutz und Energiewende ab. Mit EIKE hat er ein Naheverhältnis zum Heartland Institute, das wiederum eine Klimaleugner-Lobbyvereinigung mit Geldern der Ölindustrie ist.

Wei-Hock „Willie“ Soon

ein US-Klimaforscher und einer der Kronzeugen der Verleugnungsindustrie.  Brachte „Beweise“, dass eine natürliche Variabilität, sprich  eine „Variabilität der Energieabstrahlung der Sonne“ für die Erwärmung verantwortlich sei. Es stellte sich allerdings heraus, dass er sich diese Beweise mit 1,2 Millionen Dollar von ExxonMobil bezahlen ließ.

Naomi Seibt

eine 19jährige deutsche Youtuberin und Bloggerin, die sich als „Anti-Greta“ positioniert. Leugnet den menschengemachten Klimawandel, ist vernetzt mit EIKE und der AfD und verbreitet auch rechtspopulistisches Gedankengut.

Die Institute und Think Tanks

Über 400 Organisationen in mehr als 50 Ländern der Welt beschäftigen sich seit den späten 80er Jahren mit der organisierten Klimawandel-Leugnung. Ihr Ziel ist es zum einen, das Thema an sich mit der „Fear-, Uncertainty- and Doubt-Strategie“ zu unterwandern, die schon von der Tabaklobby in Bezug auf die Krebsgefahr durch Zigaretten  angewandt wurde.  Zum anderen wollen sie unbedingt eine staatliche Regulierung ihrer Geschäfte durch Umwelt- und Klimaschutzgesetze verhindern. Begonnen haben diese Aktivitäten der Wirtschaft zielgerichtet mit der Gründung des IPCC (International Panel on Climate Change)  im Jahr 1989. Etwa 70% dieser Institute haben ihren Sitz in den USA. Häufig geben sie sich Namen, die nach Umweltschutzorganisation klingen, während sie genau das gegenteilige Ziel verfolgen. So etwa die wichtigste Frontorganisation, die:

Global Climate Coalition

1989 durch den Lobbyverband der US-Ölindustrie  API gegündet. Ihr gehören auch die Verbände der Kohleindustrie, der Autoindustrie sowie der Elektrizitätswirtschaft an. Weiters  Exxon Mobil, Royal Dutch Shell, BP, Texaco sowie die Autohersteller Ford, General Motors, DaimlerChrysler und Eisenbahnunternehmen, die stark vom Transport von Kohle profitieren. Für ihre Aktivitäten bediente sie sich des Greenscammings, einer PR-Technik, bei der sich Gruppierungen als Umweltschutzorganisationen ausgeben, in Wahrheit aber gegen Umweltschutzinteressen kämpfen.

 Heartland Institute

von der New York Times als „führende amerikanische Organisation, die Klimaskeptizismus verbreitet“ bezeichnet. Finanziert aktuell vorrangig von der Koch Family Foundation, der Mercer Family Foundation und vermutlich ExxonMobil. Betreibt mit klimaskeptischen Schriften aktiv die Diffamierung wissenschaftlicher Erkenntnisse als „Erfindungen“ und „kindliche Panik“ und macht Angriffe auf prominente Klimaforscher wie z. B. Michael E. Mann, den das Institut als „Alarmist“ bezeichnete. Das Heartland Institute hat seine Aktivitäten auf Europa ausgeweitet, ist vernetzt mit EIKE und forderte unter anderem den Ausstieg der USA aus dem  Pariser Klimaschutzabkommen, was Donald Trump auch befolgte.

EIKE

das sogenannte „ Europäische Institut für Klima und Energie“  suggeriert nur Wissenschaftlichkeit. In Wahrheit handelt es sich bei EIKE jedoch nicht um eine wissenschaftliche Einrichtung, sondern um eine deutsche Lobbyorganisation, die weder ein Büro besitzt noch Klimawissenschaftler beschäftigt, stattdessen aber auf ihrer Website Fake News zu Klimafragen verbreitet.

Weitere Kräfte

der organisierten Klimaleugnerbewegung -  das Cato Institute, das Competitive Enterprise Institute, das George C. Marshall Institute, allesamt konservativ ausgerichtete Think-Tanks

Die Geldgeber der Klimawandelleugnung

BP, ExxonMobile, Shell, Chevron, Total  

die fünf größten Mineralölkonzerne haben laut der britischen Zeitung „The Guardian“  allein für Lobbying in EU-Institutionen  seit 2010 mindestens 251 Millionen Euro ausgegeben, weltweit in der Vergangenheit natürlich noch viel mehr.

Robert Mercer

ein US Hedgefond-Tycoon und Milliardär. Mercer zählt zu den größten Finanziers der organisierten Klimaleugnerbewegung. 2016  war er der größte Privatspender für den  Wahlkampf Donald Trumps.  Mercer ist ebenfalls Großspender des  Heartland Institutes, er hat Connections zu Breitbart News, Steve Bannon und Cambridge Analytica. 

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Charles G. Koch und David H. Koch

(gest. 2019) von Koch Industries – vorwiegend in der Fossilenergiebranche tätige Milliardäre und wichtige Finanziers der Klimaleugner-Think Tanks. Laut Greenpeace flossen zwischen 1997 und 2008 fast 48 Millionen US-Dollar. Koch Industries ist einer der größten Umweltverschmutzer in den USA.

Die Medien

Im deutschsprachigen Raum werden Klimawandelleugner-Thesen vor allem von rechtskonservativen bis rechtspopulistischen Alternativmedien wie  Epoch Times, Tichys Einblick, Compact, Cicero, RT Deutschland, eigentümlich frei und Die Achse des Guten verbreitet, die sich dabei immer wieder gegenseitig als Quelle anführen.

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Die Politiker

Donald Trump

als US-Präsident der wohl bekannteste aller Klimawandelleugner. Der Hintergrund: Als Vertreter der Republikaner, sprich der Industrie und des Handels, will er jegliche Reglementierung durch Umweltbehörden zurückdrängen. Zudem ist er bereits in seinem Wahlkampf tatkräftig von den  Milliardären Robert Mercer und den Koch-Brüdern unterstützt worden (siehe oben).

Scott Morrison

der australische Premierminister. Unter Druck gesetzt, sagt er offiziell zwar durchaus, es gäbe den Klimawandel. Gleichzeitig behauptete er aber auch lange Zeit, dass die riesigen Buschbrände in Australien nichts damit zu tun haben. Und dass Australien, der weltgrößte Kohleproduzent, ja wohl genug tun würde, um Emissionen zu verringern. Ein Fakt, das vor kurzem ans Tageslicht gekommen ist: Seine Partei bekam nach der Wahl 2019 Spenden vom indischen Energiekonzern Adani, der die umstrittene Mega-Kohlemiene in Australien errichten will.

Jair Bolsonaro

der brasilianische Präsident behauptet, dass der Klimawandel eine Erfindung der politischen Linksparteien sei. Er selbst hat ein Naheverhältnis zur brasilianischen Agrarlobby, die die Abholzung des Regenwaldes vorantreibt. 2020 hat er die Corona-Krise genutzt, um mehr Regenwald für Agrarflächen zu vernichten denn jemals zuvor.

Wladimir Putin

auch der russische Präsident hat lange behauptet, „Niemand wisse, was den Klimawandel vorantreibt“. Mittlerweile will er „die Vorteile nutzen, die die Erwärmung seinem Land bringt“. 

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